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Ein verrückter läuft durch den Schnee

Gestern war ein großartiger Tag für mich. Ich war laufen!

Ok wenn ich jetzt einfach hier aufhören würde müsste man sich Sorgen um meine Fähigkeit zu erzählen machen. Ich sollte vielleicht mit der Vorgeschichte anfangen:
Ich bin schon seit ein paar Jahren Läufer und irgendwie fallen mir immer seltsamere Ideen ein, wie ich das Thema für mich spannend halten kann. Vor einigen Jahren hatte ich einer Freundin versprochen mitzulaufen wenn sie jemals auch einen Marathon laufen wolle. Woher sollte ich wissen das sie anfangen würde zu trainieren. Um das ganze abzukürzen, sie ist den Marathon gelaufen und ich habe mein Versprechen eingelöst und bin mitgelaufen, zumindest die ersten 8km. Die restliche Strecke habe ich dann doch wieder etwas mehr Gas geben müssen. Um das ganze für mich spannender zu machen habe ich etwas gesucht um langsamer zu werden. Klingt komisch, oder? Wer kommt schon auf die Idee das er nicht so schnell sein wolle, aber Jutta war eben nicht besonders schnell. Aus diesem Grund laufe ich bis zum heutigen Tag in 5 Fingers. Letztes Jahr hatte ich mir das Ziel gesetzt den Halbmarathon in ca. 1:30h zu schaffen und habe im Folge dessen besonders auf Geschwindigkeit trainiert. Leider konnte ich das Ziel nicht halten und bin einige Minuten zu langsam gewesen.
Danach kam für mich die Frage auf „Was kommt jetzt?“ Die einzigen Optionen, die ich für mich sah war entweder ein Triathlon oder ein Ultramarathon. Es mag vielleicht ein wenig seltsam sein, aber der Triathlon war dann doch als Gedanke ein wenig zu aufwändig für mich, also habe ich mich für einen Ultramarathon entschieden. Aus diesem Grund habe ich auch im letzten Jahr den München Marathon ausgelassen, da danach bei mir immer eine physische Auszeit nötig ist. Im Moment trainiere ich mit dem Ziel einen 100km Ultramarathon zu laufen, wo weiss ich noch nicht. Da es in Frankreich ein paar mehr davon zu geben scheint werde ich mir dort wohl einen aussuchen. Diese kleine Verrücktheit gibt mir die besondere Möglichkeit mir ganz München anzuschauen. Das Ganze ist allerdings auch der Grund warum ich immer mal wieder über das Laufen schreibe denn es ist doch schon ein sehr wichtiger Teil von meinem Leben.

Gestern war dann endlich der Punkt erreicht an dem ich mein erstes Marathon-Level Training absolviert habe, für mich ist das wenn ich die 30km Marke erreiche. Diese Strecke führt mich einmal in den Norden von München und dann in den Süden nach Thalkirchen. Gestern war der Englische Garten noch schön zugeschneit, auch wenn unter dem festgetretenen Schnee häufig das Eis wartete. Etwa 2/3 der Wege waren sehr vereist, weshalb ich langsamer laufen musste um mich nicht auf die Klappe zu legen. Ausser mir waren auch einige andere Läufer unterwegs. Die meiste zeit grüße ich Läufer, die mir entgegen kommen. Aus irgendwelchen Gründen hat es sich noch nicht herumgesprochen das echte Läufer sich nunmal grüßen.
Das Wetter war wahnsinnig schön, es war nicht besonders windig und die Sonne kam aus einem fast komplett blauen Himmel zu mir herunter. Auf meinem Trail war nicht viel los. Einige habe ihren Hund gassie geführt, Läufer gab es aber erstmal keine. Da ich weiss das ich mitlerweile nicht mehr einfach nur noch durchlaufen muss, sondern nur die Distanz zu schaffen habe, mache ich nun auch Pausen zwischendurch. Die erste Pause habe ich auf der kleinen Fußgängerbrücke nördlich vom Oberföhringer Stauwehr gemacht. Hier habe ich ein paar der Kekse, die wir am Morgen bei Ikea gekauft haben gegessen. Ich war nicht der einzige, der sich hier entspannt hat, es hatten sich auch 2 Langlaufskifahrer auf den Boden gesetzt und die Sonne genossen. Nachdem ich mir das klebrige Zeug aus den Zähnen gezogen habe und ein paar Schluck Wasser aus dem Camelbak getrunken habe ging es weiter.
In Richtung Aumeister bin ich auf festgetretenem Schnee gelaufen und konnte bei den meisten Schritten die Eisplatten unter mir knirschen hören.
Im südlichen Teil des Englischen Gartens gab es dann einen Haufen an Spaziergängern, die für mich die Wege eher zu einem Slalomlauf haben werden lassen. Wer kann es ihnen verübeln, es gab Sonne, Schnee und eigentlich sogar Plusgrade. Was ich an dieser Stelle erwähnen muss, ich sage immer das ich keine kalten Füße in den Schuhen bekomme. Das stimmt nur begrenzt. Jedes Mal das ich in eine tiefe Pfütze trete kriege ich für ein bis zwei Minuten kalte Füße, aber da der Fuß im Prinzip nur aus Muskeln besteht und diese nach einer halben Stunde bereits auf Betriebstemperatur sind wird es in den Schuhen sehr bald wieder warm. Auf der Wiese am Kleinhesseloher See gab es wieder einige Fußballmannschaften, die trainiert haben. Nachdem ich den Englischen Garten an der Prinzregenten Straße verlassen habe gab es einen besonders skurilen Läufer zu sehen. Soweit ich das sehen konnte machte er etwa doppelt so große Schritte wie ich, um die 2m lang, und sprang dabei noch enorm in die Höhe. Wenn er damit versucht hat Geschwindigkeit zu trainieren dann hat er nicht verstanden dass es um die Bewegung nach vorn geht und nicht nach oben. Sehr viel schneller als ich war er jedenfalls erstmals nicht.
Ab der Praterinsel begann der Kampf in den Beinen. An sich lief es bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich ganz gut, die Muskeln machten mit, die Füße taten nicht weg und meine Arme waren nicht verspannt, aber ab hier konnte ich ein leichtes Ziehen im hinteren Teil meines rechten Oberschenkels spüren. Von hier ab war das Ziehen ein dauerhafter Begleiter.
An einer Ampel habe ich mir einige Kekse in die Taschen meiner Jacke getan, damit ich den Rucksack nicht immer absetzen musste.
Als ich an der Brudermühlbrücke ankam wollte ich eigentlich ein Foto von den wundervollen Streetart Bildern machen, allerdings sah ich dass einige Leute einen Schaukel von der Brücke gehangen hatten und unten an der Isar schaukelten, ich musste also lachen und habe ein kleines Video gemacht, dessen Qualität allerdings nur sehr gering ist. Die Idee ist großartig.
Ab hier gab es eine kleine Asiatin, die hinter mir lief und immer versuchte mich einzuholen, was ihr auch jedes mal gelang wenn ich stehen blieb um eine Foto zu machen.
Zum ersten Mal konnte ich den „Zum Flaucher“ Biergarten geschlossen sehen, es ist ja schliesslich noch Winter. Wenn ich hier im Sommer vorbeilaufe dann möchte ich am liebsten anhalten und eine Cola trinken.
Auf der Holzbrücke über den Flaucher hinweg hielt ich nochmal an um ein paar Fotos vom südlichen Ende meiner Laufstrecke zu machen. Als ich am Ende der Brücke auf den Fußgängerweg ankam musste ich feststellen dass das die bisher rutschigste Stelle meiner Laufstrecke war. Ich musste insgesamt an Geschwindigkeit herunter drehen, da ich mich ansonsten auf die Klappe gelegt hätte.
Nach etwas über 2 1/2 Stunden kam ich wieder zuhause an und war mit meiner Leistung zufrieden. Ich bin nicht so weit gelaufen wie ich wollte, war aber auch nicht im Ansatz so erschöpft wie es in früheren Zeiten der Fall war. Zum Schluss hat die Sonne leider nicht mehr direkt auf mich herunterschauen können sondern musste durch einen Wolkenschleier hindurch. Es waren einige Spaziergänger aber auch Läufer unterwegs. Ich habe niemanden ausser mich selbst mit einem Trinkrucksack gesehen. Es hatte sich gelohnt dass ich sehr warmes Wasser in meinen Rucksack gemacht habe, der erste Schluck war immer recht kühlt, der danach hat geholfen. Das wichtigste was ich gelernt habe war, dass man nicht durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen sollte, egal was Fachbücher dazu sagen. Die Nase friert einem nämlich recht schnell ein. Leider funktioniert das mit der Nasenatmung nicht auf der ganzen Strecke, denn die schwillt immer mal wider zu, so dass ich zum Schluss nur noch durch den Mund atmen konnte.

Die Strecke, die ich gestern gelaufen bin, werde ich so auch erstmal ein paar Wochen beibehalten, bevor ich wieder anfange das ganze zu erweitern, denn ich muss ja beim Training mindestens auf 50 km strecken können.