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In den tiefen Osten

Meine Freundin feiert ihren Geburtstag mit Ihrer Familie, da sie schon mit dem Auto vorgefahren ist muss ich mit dem Zug hinterher, nach Sachsen-Anhalt.

Die Welt rauscht an mir vorbei, ich bin mal wieder unterwegs. Dieses mal nehme ich den Zug aber eigentlich fahre ich ungerne Zug. Warum eigentlich? Momentan kann ich es nicht sagen. Der Zug ist nur halb voll, es ist ruhig. Die Welt rauscht an mir vorbei. Wie schnell weiß ich nicht. Früher einmal hatten die ICEs eine Geschwindigkeitsanzeige, die habe ich aber schon lange nicht mehr gesehen. Lauter halb verschneite Felder flitzen an mir vorbei. Vom Zug aus kann man die schönen und die hässlichen Teile der Welt sehen, aber nichts bleibt kleben denn Zeit sie sich anzugucken hat man nicht. Die Welt rauscht immer an einem vorbei, ob ich nun Sitze oder mit 200km/h unterwegs bin.
Immer wieder gefrorene Teiche. Gerade ging es an einem alten verfallenen Industrie Gelände vorbei. Die Ziegelgebäude fallen auseinander. Ich hätte gerne Fotos gemacht aber dazu war es zu schnell am Fenster vorbei.

Kurzer Zwischenstopp in Ingolstadt, selbst wenn der Schaffner es nicht durchgesagt hätte hätte ich es erkannt. In Ingolstadt fahren selbst die Züge Audi. Hier sind sie eben noch in folie verpackt. In den letzten Jahren ist das unboxing neuer Geräte ein trend geworden. Was würden manche wohl dafür bezahlen die Folie von ihrem brandneuen Auto abziehen zu können?

Deutschland ist einfach schön. Wenn ich aus dem Fenster schaue kann ich Teile des unberührten oder zumindest wenig berührten Deutschlands sehen. Keine Straße stört den Blick. Ich sehr Eis und Schnee. Müssen wir das Abendland wirklich vor der Islamisierung schützen? Als unsere Vorgänger die Religionsfreiheit ins Grundgesetz geschrieben haben haben sie sich was dabei gedacht. Es heißt nicht du hast die Freiheit Christ oder Atheist zu sein. Nein du darfst glauben woran du willst, von mit aus auch gerne an das fliegende Spaghetti Monster. Wenn du an den Kreationismus glaubst musst du halt meinen Spott ertragen, denn das steht auch im Grundgesetz, die Meinungsfreiheit.
Nürnberg beweist warum man nie vom Hauptbahnhof einer Stadt auf die Stadt schließen sollte. Ich sehe nur schienen und hässliche Gebäude. Vorm Bahnhof sammeln sich erst die Glastürme der Firmen und dann kommen die billig Hotelketten. Am besten wirkte hier noch das Motel one. Gott sei dank guckt man als Gast nur aus solchen Gebäuden raus.
In Bamberg kann ich einen Haufen Schrebergärten sehen, die meisten sehen eher wie ein Zwischenlager für Bauschutt aus oder wie der Versuch aus Biomüll Kunst zu schaffen. Traurig eigentlich, aber in den Städten ist halt wenig Platz also findet man sowas meist eher in der Nähe der Schienen. Hin und wieder sehe ich ein Gebäude mit schöner Architektur und macht Hoffnung das Bamberg was zu bieten hat. Gerade die Industrieanlagen mit einem alter von über 100 Jahren geben den Rückblick auf eine Zeit mit Geld als man aufhörte Burgen zu bauen und Arbeitsplätze in schönen Ziegel Burgen schaffte.
Kurz vor Saalfeld mischen sich die Eindrücke. Ich komme an einer Kleinstadt vorbei die sich in ein tiefes Tal zwängt. Die Aussicht ist schön aber wahrscheinlich findet man nur als Bergziege findet einen Platz zum spielen. Danach mischen sich verfallene Häuser und einsame Trampelpfade. Hier muss Trailrunning ein echtes Abenteuer sein.
Zwischendurch kommt eine Kleinstadt vorbei. Der Saal des Volkes zeigt das ich schon in Ostdeutschland sein muss. Auch hier gibt es ein paar wahnsinnig schöne Gebäude, aber an vielen gibt es zu verkaufen Schilder. Anschließend sehe ich für eine Weile nur Natur. In einer langgezogenen Kurve kann ich den vorderen Teil des Zuges sehen.

Zwischenstopp in Saalfeld. Wenn eine ganze Region das KFZ Kennzeichen einer einzigen Stadt hat dann erwartet man einiges. Als ich in Saalfeld umsteige stelle ich fest das ich zu viel erwartet habe. Der Ort wirkt verschlafen, selbst der Bahnhof hat nicht viel an Geschäften zu bieten. Ganz klar Erwartung und Realität haben unterschiedliche Meinungen.
Als die Regionalbahn los fährt begrüßt uns der Schaffner mit einer Durchsage. Spätestens in diesem Moment wird klar das ich in Ostdeutschland bin. Der Dialekt ist unverkennbar.

Nach einem schönen Wochenende im Burgenlandkreis fahren wir mit dem Auto zurück. Das Auto hat auch vorteile, aber die Aussicht ändert sich massiv, man sieht Asphalt und Blech. Auf einem Zwischenstopp sehen wir ein Auto auf einem Rastplatz stehen das wohl nach einem Unfall zurückgelassen wurde. Die Elektronik ist ausgebaut, das Wasser steht im Innenraum und es hat sich ein Haufen Müll angesammelt. Ich dachte in Zeiten in denen Metall wertvoll geworden ist würde sowas eher nicht mehr passieren.

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