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Eco Trail de Paris – die ersten 28km

Ein Lauf beginnt normalerweise mit dem Abholen der Unterlagen. Ich hatte mir meine zuschicken lassen, hätte mir also den Weg zur Laufmesse schenken können. Sowohl in Paris als auch in Annecy gab es die Option dass man etwas bei der Anmeldung spenden kann. Unter all den Optionen hatte ich eine ausgewählt konnte mich aber nicht mehr dran erinnern welche es nun war. Eine Woche vor dem Lauf bekam ich dann eine Mail vom Eco trail Team dass ich auf der Laufmesse eine rote Nase abholen könnte für die Spende an die Krankenhausclowns.
Ja cool also auf in die Metro und hin zur Messe. Erstmal habe ich mich verkaufen, da es mehr als nur eine Messe gab. Am Eingang scannte dann einer mein Ticket ein und erklärte mir etwas in französisch.
„I’m sorry but I don’t speak French“.
Ein verständnisloser Blick und dann versuchte er es mir mit anderen französischen Worten zu erklären. Prinzipiell hatte ich schon verstanden dass er mein Ticket auf den Haufen zu den anderen legen würde, aber der Mangel an Alternativsprachen war schon erschreckend.
Ich bin dann über die Messe gestolpert. Es handelte sich um eine große Tourismusmesse auf der sich irgendwo die Laufstände versteckten. Nach 20 Minuten hatte ich sie gefunden und nach weiteren 5 auch den Stand wo ich meine Nase abholen konnte. Hier saßen 3 ältere Damen. Ich kalkulierte meine Chance dass sie mehr als nur französisch sprachen drehte mich um und ging wieder. So viel zur internationalen Metropole Paris 😉
Am Abend wurde ich dann nervös und ging 3 mal durch das Equipment durch, stellte den Wecker und schaue die gesamte Webseite durch ob ich nicht irgendwas vergessen haben könnte.
Morgens um 6:45 Uhr klingelte der Wecker. Langsam stand ich auf, frühstückte und machte mich auf den Weg zum Champ du Mars am Eiffelturm, wo der RER nach Versailles abfahren würde. Da noch keine Tourist da waren und ich Zeit hatte machte ich noch einige Fotos.
Am Bahnhof waren schon einige andere Läufer, die auf den Zug warteten. Viel gesprochen wurde nicht. Der Zug kam, ich stieg ein und als er los fuhr sah ich dass die meisten Läufer mit orangenen Nummern zurück geblieben waren. Ein wenig nervös habe ich mit zwei junge Läufer gesucht und sie gefragt ob sie auch nach Versailles fahren würden. Sie Versicherten mir das ich richtig wäre.
Ein paar Haltestellen später kam ein anderer Läufer, der mir sagte dass wir besser zusammen an der nächsten Haltestelle umsteigen sollten, denn der Zug fährt zwar nach Versailles aber in die falsche Ecke. Wir haben uns dann erstmal eine Weile unterhalten. Läufer sind sehr nette Menschen und da er letztes Jahr in Annecy gelaufen ist hat er mir noch einige Tipps für das maxi race gegeben.
Ein Bus fuhr uns vom Bahnhof zum Schloss. Dort trieben sich ein Haufen anderer Läufer rum. Was mir auffiel waren die Toiletten. Wo überall anders Chemietoiletten stehen waren hier welche aus Holz. Davor standen Säcke mit Holzspäne. Man nahm sich mit einem Becher Späne und warf sie dann hinterher auf sein Geschäft. Auch die Urinale waren anderes, die Schläuche führten in Bottiche voller Holzspäne. Hier stank nichts.
Beim umziehen fiel mir auf dass viele hier anstatt langer Laufshirts kurzärmlig trugen und dafür Armlinge überzogen.
Wir drängten uns in die erste Startgruppe rein. Vorne laberte ein Franzose vor sich hin ins Mikro, keiner hörte zu. Um 10:45 Uhr ging es dann los. Zuerst über bucklige Wiesen und dann am künstlichen See entlang. Neben den Wegen blühten die Schneeglöckchen. Die ersten 6km liefen wir durch den Schlosspark, dann ging es raus. Das Feld hatte sich schon aufgeteilt und doch sprinteten immer wieder Leute an mir vorbei. Ob die das lange durchhalten? Das erste Mal sah ich Fotografen am Hang auf uns warten. Bergauf laufen nur Leute die nicht wissen was auf sie zu kommt. Immer wieder gab es Straßen aber es warteten auch jedes Mal Helfer auf uns und hielten notfalls Verkehr auf.
Vor meiner Abreise war ich nervös ob ich das Rennen wirklich ohne Zucker überstehen würde also hatte ich mir getrocknete Mangos und Bananenchips gekauft. Um km 10 herum habe ich dann den ersten Snack aus dem Rucksack geholt. Es wurde sehr schnell sehr schwierig gleichzeitig zu laufen und zu essen, es ging plötzlich bergab und zwar steil. Hier ging es das erste mal durch eine Ortschaft, allerdings lag der Ort Les Loges on Josas mitten in einem Talkessel. Jeder Meter den ich runter lief musste ich nur wenige hundert meter später wieder hinauf. Schnell ging hier erstmal nichts.
Bei km 11 waren wir dann wieder im Wald. Weniger später kamen wir durch eine sumpfige Ecke. Alle versuchten sehr vorsichtig durch den Morast zu kommen. Ich stapfte tief in den Schlamm und bekam nasse Füße.

Zwischendurch wurde der Wald wieder unterbrochen und wir liefen über eine Brücke, die uns über die Bahnschienen brachte. Besonders schwierig fand ich die immer wieder auftretenden steilen Wege. Hier versuchte ich immer durch schnelle lange Schritte ein bischen Zeit zu gewinnen, doch an einem besonders steilen Teil habe ich es übertrieben. Ein reißender Schmerz teilte mir mit dass ich es nicht übertreiben sollte. Der nächste Kilometer machte sich schwer, ich musste beim Auftreten aufpassen. Die Fußsohle zeigte Zeichen von Überlastung.

Um km 20 herum habe ich dann den nächsten Snack zu mir genommen. Bananenchips sind keine besonders gute Idee zum laufen, ich habe mich verschluckt und musste eine ganze Weile husten. Erstmal wechselten sich Breite Feldwege und kleine Trampelpfade ab. Meinte Trailschuhe bewahrten mich vor dem einen oder anderen Ast. Gefühlt im Nirgendwo liefen wir immer wieder ein kleinen Friedhöfen vorbei. Nach ein paar km Wald war das immer ein leicht irritierender Anblick.

Kurz bevor es zur ersten Verpflegungsstation ging teilte mir meine Nase mit dass es Suppe in der Umgebung gab. Ich stolperte einen Weg hoch und stand plötzlich auf einer Lichtung. Hier waren Tische und sowas wie Zelte aufgestellt und es gab was zu trinken und zu essen. Wasser, Isogetränke und Orangensaft war in großen Kanistern vorhanden. Ich setzte meine Sonnenbrille ab, damit sie nicht vom Schweiß verschmiert würde und holte meinen Faltbecher aus dem Rucksack heraus. Orangensaft schmeckte wie süßester Necktar. Mit vollem Camelbak ging ich weiter. Von links rief ein Franzose mir zu „Christian komm her und trink noch ein bischen Wasser.“ Zum ersten mal seit Stunden habe ich Deutsch gehört, ein großartiges Gefühl. Nach zwei Bechern Mineralwasser machte ich mich über das Büffet her. Die Franzosen sind großartige Gastgeber. Hier gab es alles was ich verdauen konnte. In Deutschland gibt es Bananen, Äpfel und Müsliriegel, wenn mann Glück hat gibt es Milchreis. In Frankreich gab es Gemüsebrühe (in Pappbechern), Salami, Käse, Cracker, Bananen, Orangen, Kuchen, Rosinen, Erdnüsse und Schokolade. Der Magen sagte mir ich sollte mir den Bauch voll schlagen, der Kopf wollte davon nichts hören. Wegen der Maffetone Methode habe ich alles vermieden was künstlichem Zucker enthiert. Besonders überrascht haben mich die Mülltonnen zur Mülltrennung. Viele Franzosen konnten damit nicht viel anfangen und warfen ihren Müll in die falsche Tonne. Eine Nachricht an meine Freundin und ein Panoramabild später machte ich mich wieder weiter auf den Weg.

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