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Hawaii – Ein Aloha

Nach beinahe 3 Wochen müssen/wollen wir uns verabschieden.
Der Rucksack, der bei der Anreise schon voll war, wird durch die Souvenirs nicht leichter zu packen. Einige Shirts und ein Paar der Laufschuhe waren von Anfang an nicht für eine Heimkehr gedacht. Der Rucksack ist voll aber Katrins Gepäckwaage gibt grünes Licht.

Den besten Abschied schaffen wir am ehesten mit einem bisschen flüssigen Aloha. Die Kona Brewery ist zwar immer gut voll, aber die Pizzen sind die Zeit einfach wert.
Wir müssen ein Wenig warten bevor wir Platz bekommen und gehen spazieren. Ein Beeper wie man ihn aus anderen Restaurants kennt gibt uns bescheid als ein Tisch frei wird.
Ich gehe all-in und bestelle nicht nur eine riesige Pizza sondern auch ein Dessert. Kein Sättigungsgefühl zu besitzen muss ja auch mal Vorteile haben. Das Essen ist ungefähr so gut wie die Gesellschaft und die Option hier die Leute beobachten zu können. Das „Fernsehprogramm“ ist hier noch besser als Netflix.
Nach dem Dinner plündern Björn und ich noch schnell den Souvenirshop. Mein Rucksack muss noch eine metallene Trinkflasche, ein weiteres Shirt (ich habe schon bei der letzten Gelegenheit eines gekauft) und ein dekoratives Surfboard aufnehmen.

Ich werde hier einiges vermissen, den Humor, die Gastfreundlichkeit, das Aloha, Hang Loose, all das was die Leute hier so entspannt werden lässt. Ich bin einigen Einheimischen hier für ihre Art dankbar. Besonders in Erinnerung bleiben:
– Brian, unser Vermieter in Waimea,
– die Dame mit ihrem T-Shirt Stand in Hilo,
– die lustige Dame von der Autovermietung,
– wenn ich schon dabei bin dann Anthony von Alamo auf Maui,
– der Surfer/Elektro-Skateboard Fahrer am Strand in Kihei,
– unsere kalifornischen Nachbarn in Waimea,
– die etwas spezielle Dame im Shirt Shop in Lahaina und
– am allermeisten meiner Begleitung

Trumpty Dumpty

Der letzte Tag zieht sich ein wenig hin. Unser Flug ist erst am frühen Abend, wir müssen also noch ein bisschen Zeit totschlagen.
Der Wettergott meint es gut mit uns, von oben brennt die Sonne unbarmherzig auf uns nieder. Ein kleiner botanischer Garten bietet nur ganz erbärmlichen Schatten. Ich fühle mich wie eine Kerze im heißen Ofen. Nicht weit vom Garten entfernt liegt der nächste Strand, wir waren bisher noch nicht hier, also setzen wir uns unter eine Pagode und schauen den Surfschülern zu.
Einige besonders enthusiastische Eltern stehen am Strand und sehen dabei zu wie ihre Kinder auf den Surfbrettern „stehen“. Es gibt mehr als ein Stativ von dem aus das Geschehen gefilmt wird. Ich weiß zwar was Helikoptereltern sind, aber das Ganze auch noch mit einer Drohne zu filmen ist doch irgendwie lächerlich.
Neben uns breitet sich nach und nach eine andere Gruppe aus. Es kommen irgendwann mehr als ein Dutzend Menschen zusammen. Zuerst wirkt alles noch normal, aber als dann langsam mehr und mehr Leute berichten wie lange sie nun schon trocken sind und mit welchen Problemen sie sich gerade beschäftigen wird klar dass wir hier zufällig neben einem AA-Meeting sitzen. Ich konzentriere mich krampfhaft auf mein Buch und versuche nicht zuzuhören.

Wir kapitulieren und versuchen noch ein Stück weiter zu fahren. Das letzte große Ziel dieses Urlaubs ist der Magic Sands Beach. Zum ersten Mal stehen wir vor einem vollen Strand. Massen an Menschen quetschen sich nebeneinander und versuchen die kleinen Wellen zu fangen. So muss Hawaii sein, wenn nicht gerade ein Vulkan ausbricht. Das Schauspiel ist auf dauer irgendwie hypnotisierend.

Wenig später trennen wir uns. Die Honeymoners machen sich schon frühzeitig auf den Weg zum Flughafen, während Katrin und ich noch ein bisschen durch Kona wandern.
Jeder Souvenirshop wird einzeln angesteuert, die Ware begutachtet und nebenan gleich in den nächsten Shop gegangen.
Der letzte Shop hat es aber in sich. Ein wenig gelangweilt versucht der Besitzer alles zu kommunizieren, was wir uns aus äquivalenter Langeweile anschauen. Er sei der Besitzer des ältesten Shops hier auf der Insel, alles sei lokal gemacht und von ihm persönlich ausgewählt. Ich kann mich nicht mal mehr an die Details in seinem Laden erinnern. Das Meiste haben wir schon in anderen Shops gesehen. Als wir vor einem Stand mit Namensschildern in Englisch und Hawaiianisch stehen beschreibt er uns eine großartige Geschichte:
„Vor einiger Zeit waren Vater und Tochter bei mir im Laden. Der Vater steht vor den Schildern und verkündet:
‚Ich glaube ich schenke Deinem Freund ein Namensschild.‘
‚Oh Papa, das finde ich wundervoll. Ich dachte Du magst Chad nicht‘
Er hält das Schild hoch und seine Tochter liest es ‚Oh‘.
Stellt sich heraus dass die Übersetzung von Chad ‚Ka’Ka‘ ist.
Ich liebe diese Geschichte, immerhin habe ich eine Tochter.“
Wir finden zwar kein weiteres Souvenir, aber mit einem Lachen und einer tollen Geschichte verlassen wir seinen Laden.
Im Auto sitzend versuchen wir zu entscheiden wo wir als nächstes noch hin können. Es sind noch Stunden tot zu schlagen bevor wir am Flughafen sein müssen. Ein plötzlicher Platzregen überzeugt uns dass der Flughafen vielleicht doch eine gute Idee ist.

Das Auto werden wir ohne Probleme los. Die Dame der Vermietung versucht uns noch Geld abzuziehen, weil der Tank nicht voll ist. Sie läuft mit dem Versuch ins Leere, weil ich das Sorglos Paket gebucht habe und mich darum nicht mehr kümmern muss.
Das Gepäck loszuwerden erweist sich als schwieriger als gedacht. Der Automat will uns keine Tickets ausdrucken und es bedarf ein wenig Überzeugung den älteren asiatischen Herrn davon zu überzeugen uns zu helfen. Er ist super freundlich, druckt uns unsere Tickets aus und nimmt auch das Drucken der Etiketten in die Hand. Auf meine blöde Frage ob er sie nicht wiegen will nimmt er erst Katrins Rucksack in die Hand, hebt ihn hoch, meint das Gewicht stimme schon und macht das Gleiche bei meinem Rucksack. Das ganze wirkt doppelt komisch da er nur wenig größer als mein Rucksack ist.
Die Schlange an der Ausreise ist laaaang. Es gibt ein Express Schlange, ich habe aber keine Ahnung wie man dort eingewiesen wird. Letztenendes haben wir eh mehr Zeit als uns lieb ist.
Hier kommt wieder der Faktor Nervosität auf mich zu. Jeder wird gefragt ob er was besonderes dabei hat. Ich habe eine Kakaobohne aus Maui und ein paar Kaffeebohnen bei mir. Ziel ist es sie zuhause einzupflanzen. Der Beamte schaut mich irritiert an und meint
„Natürlich ist das kein Problem. Weiter gehen, bitte!“
Die Sonne geht langsam unter als wir im Sicherheitsbereich sind. Es gibt keine Absperrung zwischen uns und dem Flugfeld. Die Entspannung der Hawaiianer ist etwas ganz besonderes.
Zu viel Zeit zu haben kann furchtbar sein. Auch hier werden alle Shops durchwühlt und es gibt schon gar nicht so viele. Eine Packung Ti-Leaves-Setzlinge schafft es bei mir in den kleinen Rucksack.

Es dauert ewig bis wir es ins Flugzeug schaffen. Der Flieger will aber einfach nicht starten. Ein Herr vor mir hat Bauchschmerzen und wird am Ende vom Piloten überzeugt auszusteigen. Sollte er einen entzündeten Blinddarm haben gäbe es für ihn mitten auf dem Pazifik keine Hoffnung auf Hilfe. Die ganze Familie verlässt das Flugzeug. Als ihr Gepäck ausgeladen ist fliege wir los. Ich hoffe es hat alles bei ihnen geklappt. Die Entscheidung war bestimmt die richtige.
Im Dunkeln schaue ich auf die Insel runter. Der Pilot dreht eine längere Kurve um uns einen Blick auf den Kilauea zu ermöglichen. Hawaii verabschiedet sich mit einem unheimlichen roten Leuchten in der Ferne.

Als ich die Insel hinter mir lasse ist mir eines klar, ich komme eher nicht wieder. Jetzt, ein dreiviertel Jahr später, mit dem Ende der Geschichte hat mich die Sicherheit verlassen. Vor einigen Jahren habe ich nach dem ersten Besuch von Australien genau das Selbe behauptet, mittlerweile plane ich meinen dritten Tripp

Aloha ist so wie Servus, es meint sowohl Hallo als auch Auf Wiedersehen. Es erscheint mir angemessen „Aloha Hawaii“ zu sagen.