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Martinique – Mt Pelée

Ich hatte Björn und Ramona gefragt auf was ich achten sollte, wenn ich den Mt. Pelée besteige und habe zwei Tipps bekommen:

  1. Nimm Dir eine Jacke mit und
  2. Nimm ausreichend Wasser mit

Bei 30°C kam mit der Tipp mit der Jacke irgendwie komisch vor. Mit 3/4l Wasser und meiner Softshell mache ich mich auf den Weg zum Nordteil der Insel. Auch wenn auf den Straßen relativ viel los ist ist es doch verglichen mit deutschen Verhältnissen eher ruhig.
Es kostet mich einiges an Zeit bis ich dann irgendwo auf einem Parkplatz am Hang des Berges lande. Alles ist voll mit Autos. Die Wasserflasche aus Hawaii befindet sich mit einem Karabiner befestigt an meiner Hose und die Jacke ist wie bei jedem anderen Touristen um die Hüfte gebunden.

Mt Pelée Parkplatz

Meine Uhr bietet zum Glück eine Wander-App und so mache ich aus dem Ganzen einen sportlichen Tripp.
Der Berg scheint ein beliebtes Ziel zu sein, zumindest sind die Wege unten noch sehr gut besucht und ich muss mich an der einen oder anderen Gruppe vorbei schlängeln.

Treppe des Mt Pelée

Die meisten anderen Wanderer sind eher im Seniorenalter. Ein paar junge Leute sind aber auch unterwegs. Der Weg ist ein bisschen ausgewaschen. An besonders steilen Stellen wurden Bretter in den Boden geschlagen, die Stufen bilden sollen.

Mt Pelée Treppe

Unten am Berg funktioniert das auch noch ganz gut, je weiter ich mich nach oben bewege desto mehr hat der Regen den Lehm zwischen den Stufen raus gewaschen. Die meisten ächzen auf den Wegen neben den Stufen hoch, während ich versuche von Brett zu Brett zu hüpfen.

Mt Pelée Kaputte Stufen

Weiter oben hat die Vegetation eine Art natürliche Schutzmauer um den Weg herum gebildet. Ein Blick zurück zeigt dass ich es weit geschafft habe. Der Beginn des Weges verschwindet langsam im Nebel um mich herum.
Je tiefer ich in die Wolken gehe, desto kälter wird es auch. Ich bin den Beiden sehr dankbar dass sie mir den Tipp mit der Jacke, sonst würde ich hier bereits bei um die 10°C frieren und es wahrscheinlich nicht so weit schaffen wie ich es gerne hätte.

Wanderweg am Mt Pelée

Die Vegetation sieht großartig aus. Kleine Beeren wachsen an struppigen Büschen und einige Mini-Tannen sehen aus als würden sie einer Korallenart entstammen, die bei einem großen Erdbeben aus dem Wasser gehievt wurde.

Vor mir eröffnet sich der Gipfel des Berges, der in einer weiteren Wolke steckt. Auf dem engen Weg hüpfe ich an zwei schwarzen Franzosen vorbei, die mir Bluetoothlautsprecher ihre Musik verbreiten. Ich suche lieber weiter meine Ruhe und höre Podcast.

Mt Pelée – Der Weg zum Gipfel

Kurz bevor ich am Gipfel bin gibt es eine kleine Holztreppe, die in die Tiefe zu führen scheint. Ich entscheide mich aber erstmal den Gipfel zu besuchen und dann zu entscheiden was ich mir noch anschauen will.
Oben auf dem Gipfel sieht man nichts. Der Nebel lässt einen nicht weiter als 10 Meter schauen, bevor er alles verschluckt.
Ein kleine kleine Hütte ist das Einzige das ich hier sehen kann. Hier oben ist es windig, also halte ich es nicht besonders lange aus.

Die Hütte, die ich von oben sehen konnte, ist nichts weiter als ein verwittertes Gerippe, auf dessen Balken schon reichlich Leute ihren Namen und das Datum hinterlassen haben. Die kalte Feuchtigkeit kriecht mir langsam unter die Jacke so dass ich lieber schnell weiter schleiche.

Die beiden Jungs mit ihrem Bluetoothspeaker laufen mir direkt unterhalb des Gipfels über den Weg und fragen: „à quelle distance du sommet?“
Worauf ich mit „About 10 meters.“ zu antworten versuche.
Ich werde verständnislos angeschaut. Mit Händen und Füßen schaffe ich es tatsächlich ihnen klarzumachen dass es wirklich nur noch wenige Meter bis zum Gipfel sind.
Krass dass sogar auf einer relativ kleinen Insel wie Martinique die Franzosen kein Interesse haben zumindest eine andere Sprache zu lernen. Ich versuche mich an den Abstieg in den Kessel des Vulkans. Die Treppe ist eigentlich wenig einladend aber ich würde mich ärgern, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.

Mt Pelee – Der Weg in den Krater

Die Aussicht im Kessel ist fast schon gespenstisch. Wenn man sich hier nicht an den ausgetretenen Weg hält kann man sich mit Sicherheit sehr schnell verlaufen. Die Sicht reicht hier nur wenige Meter weit.
Während ich diese Aussicht betrachte wird mir klar woher im Mittelalter die Märchen kamen. Jeder kleine Windstoß hinterläßt ein Rascheln. Menschen, die ich nicht sehen kann, lösen unter ihren Schuhen kleine Steine, die krachend in Richtung Kessel fallen. Der Nebel schluckt jegliche Unterhaltung, die vielleicht um micht herum stattfindet. Die Musik der beiden Jungs vom Gipfel war schon nach wenigen Metern nicht mehr zu hören

Der Weg auf der anderen Seite des Kessels erscheint wenig einladend. Teilweise sind Löcher in den Fels gehauen, in denen man sich festkrallen muss. Die Stufen sind wie schon auf dem Weg hinunter deutlich steiler als an der Außenseite des Berges.
Ich sehe mich schon als sportlich aber je weiter ich nach oben komme desto schwerer atme ich. Als Trailrunner wäre das hier mit Sicherheit ein großartiges Training

Mt Pelee – Rauf auf den nächsten Gipfel

Völlig durchgeschwitzt komme ich am nächsten Gipfel an. Auch hier ist keinerlei Aussicht. Die Wolken lassen diesen Gipfel in einem diffusen Licht erstrahlen.
Hinter mir kommen die beiden Jungs den Berg hinauf. Ein Schild versucht mich darauf vorzubereiten dass ich noch mindestens 1 1/2 Stunden unterwegs sei, wenn ich vorhabe den gesamten Gipfel-Rundkurs zurück zu legen. Bei mir sorgt es nur für Entmutigung. Wenn ich jetzt schon so fertig bin will ich gar nicht wissen wie geschafft ich bin wenn ich alle Gipfel erklimme. Immerhin muss ich ja auch wieder durch den Kessel hindurch um zurück zum Auto zu kommen.
Ich treffe die einzige Entscheidung, die jetzt Sinn macht und gehe zurück.

Der Weg hinauf war schon anstrengend, zurück muss ich rückwärts gehen und dabei meine Füße ins Ungewisse stellen. Die Finger sind mittlerweile kalt und der glitschige Fels tut sein restliches um mich völlig fertig unten im Kessel ankommen zu lassen.
Die andere Seite hinauf ist wieder deutlich leichter und so kann ich wieder vom Berg runter gehen. Auf dem Rückweg kann man wenigstens teilweise die Aussicht genießen, zumindest dann wenn sich die Wolken verziehen.