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Martinique – Gegen den Berg

„Was treibst Du heute?“
So beginnt der morgen für mich an einigen Tagen. In Deutschland denkt der eine oder andere meiner Freunde an mich und stellt mir diese Frage. Der übliche Neid dass man selbst nicht in Urlaub ist spielt bei der Frage natürlich auch eine Rolle.
In einem Urlaub ohne Plan und ohne Ziele ist die Antwort meist nicht einfach.
An einigen Tagen liefert mir das Wetter eine Ausrede. Eine Regenwand aus Fort de France schwebt über die Bucht in Richtung Schoelcher und ich weiß dass ich besser warte.

Mein Ziel ist es ungefähr jeden zweiten Tag eine kurze Runde laufen zu gehen. Der Versuch „Laufen Schoelcher“ zu googeln ist leider nicht mit Erfolg gekrönt, also muss ich einfach loslaufen und hoffen dass ich eine gute Strecke finde.

Der erste Versuch ist wie der Versuch einer Ratte ein Labyrinth zu verstehen. Ich laufe eine Straße entlang, der Fußweg an der Autobahn wird immer schmaler, bis hin zu dem Punkt an dem ich mich frage warum ich auf einem Randstein entlang balanciere. Es hilft nur umdrehen und die nächste Straße zu versuchen. Auf diesem Weg schaffe ich es ein ganzes Netzwerk von läuferischen Sackgassen zu probieren, ohne eine sinnvolle Strecke zu finden.

Es ist frustrierend, denn die Abgase machen beim Laufen so gar keinen Spaß. Beinahe jeder Versuch endet vor einer Mauer oder auf dem Randstreifen der Autobahn.
Nachdem ich sechs Straßen bis zu ihrem läuferischen Ende durchlaufen habe gebe ich auf und komme nach gerade mal 4km zurück zur Wohnung.

Der zweite Versuch leitet mich in die richtige Richtung. Es geht steil den Berg hinauf. Meine Laufbewegungen unterscheiden sich teilweise nur geringfügig vom Gehen. Die Einwohner schauen mich an wie der Spinner der ich hier bin. Aus guten Grund habe ich bisher keine Laufgeschäfte gesehen. Am Ende einer Siedlung auf einem Berg muss ich umdrehen und eine andere Straße weiter unten versuchen. Die 45 prozentige Steigung der Straße schafft es meinen Willen zu brechen und ich kehre zurück zur Wohnung wo ich nach dem Duschen direkt einschlafe.

Der dritte Versuch ist der erfolgreichste. Den Berg hinauf ruft mir eine ältere Dame zu dass der Fußweg auf der anderen Seite sei, ich ignoriere sie geflissentlich, da ich keine Lust habe schon wieder dreimal über die Straße zu hüpfen nur um auf dem Fußweg zu bleiben. Ich kehre zurück zum Kreisel an dem ich beim letzten Mal schon 2 von 3 Abzweigungen genommen habe und Laufe die dritte entlang. Ein schwerer Regenschauer wäscht mir den Schweiß aus dem Gesicht während die folgende schwüle Luft mir den Atem raubt. Auf einem breiten Seitenstreifen entlang geht es erst bergab und dann steil bergauf. Überall liegt Müll, ein Bewohner hat sogar seine Stoßstange samt Kennzeichen liegen gelassen. Nach genau 3 km drehe ich um und komme verschwitzt, erschöpft und glücklich Zuhause an. Ich habe meine Laufstrecke für den Rest des Urlaubs gefunden.

Martinique – Plumeria

Eine Plumeria am Straßenrand ruft mir bei jedem Lauf zu doch ein Stück abzubrechen und einen Ableger zu ziehen doch ich kann ihrem Ruf widerstehen.

Mein letzter Lauf in diesem Urlaub soll auch mein längster werden. Am oberen Ende des Berges biege ich in eine schicke Siedlung ab. Die Straßenführung ist verwirrend und lässt mich einige Male in eine Sackgasse laufen. Ein paar freilaufende Haushunde sehen mich als Bedrohung und bellen mich warnend an, bis sie feststellen dass sie sich gegenseitig noch weniger ausstehen können. Zwischendurch hatte ich schon kalten Angstschweiß und nutze die Gelegenheit zur Flucht. In einer Kurve sehe ich dass ein Anwohner seinen Garten zurechtgeschnitten hat und zu meiner Freude einige Ti-Leafs am Straßenrand liegen. Ich bediene mich um ein paar Ableger mit heim zu nehmen. Eine Alternative Route ermöglicht es die Hunde zu umgehen und voller Freude heim zu laufen.

Laufen hat es mir ermöglicht die Insel zu erkunden und den Urlaubsspeck zu begrenzen.