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Madrid – Silvester Auf Dem Puerta Del Sol

Die Schlange zum Puerta Del Sol hat schon eine ziemliche Länge erreicht, als wir gegen halb 10 abends an unserem Hostel ankommen. Verpflegung muss aber noch eingepackt werden, vor allem die Trauben müssen mit. Mit unseren komischen Hüten machen wir uns also auf den Weg. Die Schlange scheint durch die ganze Stadt zu gehen. Irgendwo an einer Ecke verschwindet sie um woanders wieder aufzutauchen.

Sollen wir das Ende suchen um uns brav anzustellen? Katrin argumentiert die Touristen-Karte zu ziehen und uns einfach rein zu mogeln. Aus eigener Faulheit habe ich mich natürlich angeschlossen. 
Sie berichtet mir immer Mal wieder wenn jemand über die dummen Touristen meckert. Ich bin des spanischen nicht mächtig und so kann ich mich überzeugend dumm stellen. Hitzigen Diskussionen kommen auf wenn es ein Spanier wagt in die Schlange hinein zu hüpfen.

Irgendwann öffnet das Gitter am Platz. Vorfreude sorgt dafür dass sich lange bevor es rein geht die Menge bereits komprimiert. Der ersehnte Fortschritt sorgt für einer deutlich entspanntere Stimmung. Am Gitter angekommen stellen wir fest dass es einige seltsame Sicherheitsregeln gibt. Wir dürften zwar auf den Platz aber Katrin muss den Deckel an ihrer durchsichtigen Flasche entsorgen und ich darf meine Swell Flasche aus Aluminium gar nicht mitnehmen. In der Hoffnung sie auf dem Rückweg wiederzufinden stopfe ich sie an den Rand des Containers.

Wie kleine Banden rotten sich einige Grüppchen auf dem Platz zusammen. Je später es wird desto voller wird der Platz dann auch. Wir beide nutzten die Zeit um uns unsere Nachbarn anzuschauen. Manche wirken als wenn sie auf dem Weg zu einem Picknick versehentlich hier gelandet seien. Zwei Jungs mit afrikanischen Wurzeln erinnerten mit ihrem geometrisch geschnittenen Afros sehr an die 80er.

Im Hotel hinter uns taucht zwischendurch ein Typ auf und winkt vom Balkon aus der Menge zu. Ohne Erklärung wer das war können uns wir beide nur fragend ansehen. Hin und wieder kommen Menschen in Abendroben und Pelzen auf den Balkon, schauen kurz runter und verschwinden wieder. Eine Kamera wird in die Tür platziert und der eine oder andere kommt auf den Balkon, spricht in ein Mikro und geht wieder zurück in die Wärme.

Trotz des Wartens vergeht die Zeit dann doch irgendwie. Zwischen tausenden Menschen findet man immer irgendwas zum Anschauen und lästern.
Kurz vor Mitternacht läuft ein Spanien-Video auf dem Rathaus. Kurze Clips aus ganz Spanien zeichnen ein „wir“-Bild. 

Jeder legt sich seine Trauben bereit um gleich mit dem ersten Glockenschlag das madrilenische Ritual beginnen zu können. Die letzten Sekunden des Jahres ticken in die Vergangenheit und mit dem ersten Glockenschlag fangen wir beide an unsere Trauben zu essen. Wären wir nicht so nervös gewesen hätten wir geschaltet dass außer uns keiner am essen ist. Nach wenigen Sekunden wird Katrin aber von einem Spanier neben uns auf unseren Fehler hingewiesen. Da wir die Schale voller Trauben genommen haben und nicht die abgezählten haben wir auch noch Reserve. Es bleibt gerade genug Zeit einmal herunter zu schlucken und dann zu den richtigen Glockenschlägen mit allen um uns herum synchron 12 Trauben zu schlucken.
Nach dem letzten Schlag bricht die Menge in Jubel aus. Man fällt sich in die Arme und begrüßt ein neues Jahr.
Eine Stunde später wird für die Atlantik Gebiete dieselbe Zeremonie noch einmal wiederholt, wir trollen uns allerdings wieder.