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New York City – Late Night Comedy

Politische Late Night Comedy, die Amerikaner sind darin großartig. Zum ersten Mal bin ich durch Jon Steward darauf aufmerksam geworden. Diese Mischung aus zynischem Sarkasmus und beinahe erzählerischer Journalismus ist etwas das wir hier in der der Qualität nicht kennen.
Während unserer Zeit in New York City wollte ich mindestens einen meiner lieblings Late Night Talker sehen. Zur Auswahl standen:

  • Trevor Noah von der Daily Show, der Nachfolger von Jon Steward und
  • Stephen Colbert von der Late Show, ehemals Korrespondent in der Daily Show

Bei beiden Shows kann man sich kostenlos um Tickets bewerben. Die richtigen Webseiten herauszufinden war nicht ganz leicht, da es natürlich auch Betrug gibt. Aber mit etwas Glück gab es zwei Tickets, zuerst die Daily Show und dann die Late Show.

Trevor Noah:
Zum kleinen Studio von Comedy Central ist es ein nennenswerter Fußmarsch. Ein bisschen abseits der Touristenströme, am Rande von Manhattan stellen wir uns in eine lange Schlange. Keiner der hier ansteht hat eine Garantie auf einen Platz.
Direkt neben einem Müllcontainer verstellen wir den Ausgang eines Wohnhauses. Viele Informationen kriegen wir nicht. Da wir einige Meter um die Ecke stehen wissen wir nicht was am Eingang passiert.
Die Schlange kriecht langsam ins Studio und als einige der letzten schaffen wir es rein. Ein Pärchen, das seine Ausweise vergessen hat, kämpft darum zuhause jemanden für einen Videochat an die Leitung zu bekommen.
Mein positives Bild von Trevor Noah wird getrübt davon dass den Leuten die seiner Biografie gekauft haben diese angenommen wird, Trevor vergebe keine Autogramme.
Immerhin in Reihe Null, Stuhlreihe vor dem „echten“ Publikumsbereich, haben wir die beste Aussicht.

The Daily Show


Der Warm-up Comedian schießt sich auf Katrin und mich ein, da wir zusammen hier aber nicht zusammen sind und weil ich Zuhause einer Freundin habe. Ich kann bis heute nicht sagen ob er bei mir auf der Grenze getanzt hat oder sie überschritten hat.
Die Show ist durchgetaktet, Trevor wirkt nervös und starr. Seine Konversation mit dem Publikum hält er in die Kamera ohne je einen Menschen anzusehen.
Humor ist vorbereitet. Die Show war lustig, ich finde mich allerdings ein wenig desillusioniert wieder. Vielleicht habe ich Trevor aber auch über-idealisiert auf ein Niveau das er schwerlich halten konnte.

Stephen Colbert:
Um 4 Uhr nachmittags ist ein riesiges Theater am Broadway, nicht weit entfernt vom Times square, liegt unser Ziel. Sein Gesicht lacht uns von einem Plakat am Gebäude entgegen. Da das Ticket nicht den Einlass garantiert wollen wir früh da sein, offenbar sind wir nicht wirklich früh. Die Schlange ist lang, aber gut organisiert. Immer wieder kommt jemand vorbei und schaut nach dem Rechten.
In der Hitze dehnt sich die Zeit, wie ein Kaugummi den man zu lange im Mund hat. Die Anweisungen wiesen uns an doch warme Kleidung mitzubringen, da man sonst nicht eingelassen werden würde. Während ich also in der Hitze eins mit meiner langen Hose werde und Leute in kurzen Hosen um mich herum betrachte Frage ich mich „warum?“
In einem kontinentalen Drift bewegen wir uns langsam vorwärts und schaffen es in einer gefühlten Ewigkeit zum Eingang. 
„Halleluja, wir schaffen es rein.“
Ein verschwitzter Typ tastet uns noch ab und schon werden wir als kleine Gruppe in den Saal geführt.
Keine Folge der Show hat bisher ein adäquates Bild vom Inneren des Theaters Gezeigt. Bevor die Show losgeht dürfen wir noch ein paar Fotos machen und die Gelegenheit eines Toilettenganges nutzen, dann heißt es still sein.
Das Glück meint es gut mit uns, wir sitzen in der ersten Reihe auf dem Balkon und haben super Aussicht. Das Geländer versperrt teilweise die Aussicht, aber das ist bei dem Ambiente verschmerzbar.
Der Saal gleicht einem Kühlschrank und in meinem kurzen Hemd fröstel ich schon ein bisschen.
Der Haus-Comedian macht seine Warm-up Show und weist mehrfach darauf hin dass wir doch alle möglichst laut lachen sollen.
Kurz bevor es losgeht kommen noch Jon Batiste und Stay Human und die show geht los.
Stephen stürmt rein und lässt sich feiern. Hier kann man einen Künstler dabei beobachten wie er seine Leidenschaft auslebt. Durch und durch sympathisch stellt er sich vor, beantwortet Fragen und sorgt dafür dass sich alle wohlfühlen.
Bei einem Witz über Nazis in einem Netzwerk für Stricken verspricht er sich, die Show stoppt und er versucht es nochmal.
„OK nochmal auf Anfang.“
Er springt ein paar Sätze zurück und setzt nochmal neu an.
Selber Fehler…
Stephen sackt in sich zusammen, legt die Füße auf den Tisch, grinst uns alle an und meint:
„Das wiederholen wir nochmal. Keiner wird erfahren dass ich nicht perfekt bin…. Es sei denn einer von euch tweetet darüber.
Witze werden ja nicht langweiliger wenn man sie mehrfach hört.“
Breites Grinsen, zwinkern und es geht weiter.
Ich höre mich immer wieder selbst beim Lachen, es klingt teilweise gezwungen laut. Meinen Spaß habe ich auf jeden Fall.
Zu den beiden Gästen habe ich keine Verbindung aufgebaut aber die Show als ganzes war ein super Erlebnis.
Die Tasse und das Shirt aus dem Shop sind für mich Trophäen, derer ich ganz stolz bin.
Draußen vor dem Theater werden wir von Feuerwehr und Polizei darum gebeten schnell das Weite zu suchen. Der Abend findet mit einem Essen in einem unauffälligen Imbiss ein entspanntes Ende.

Fazit:
Ob es nun Trevor Noah, Stephen Colbert, Jimmy Fallon oder Seth Meyers sind, Late Night in New York ist Teil des Erlebnisses. Es noch kostenlos genießen zu können ist ein Plus.
Seien wir Mal ganz ehrlich, die Augen eines Comedian sind der einzige Weg die Politik zu betrachten ohne graue Haare zu kriegen.