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Boston – Der Freedom Trail

Der sogenannte Freedom Trail in Boston beginnt für uns im Boston Public Garden. Begrüßt werden wir auch hier erstmal von der Eichhörnchen Mafia, die sich von den Tauben weder das Futter noch das Territorium streitig machen lassen will. Da wir weder Futter für sie haben noch welches haben wollen sind wir schnell uninteressant.
Irgendwo hier im Park gibt es kleine Entenstatuen. Es fehlen uns Details über den Standort also suchen wir gemütlich den Park ab. Ruderboote und Scharen von Touristen können uns auf unserer Suche nicht aufhalten und so erspähen wir sie auch bald.
Eine metallene Entenmama und ihre 8 jungen sind unterwegs am Wegesrand, eingefroren in ihrer Bewegung. Jemand hat ihnen kleine Schleifen in rot, weiß und blau umgebunden was sie natürlich zu Patriotismus zwingt.
Neben einigen Touristen machen auch wir unsere Fotos bevor wir weiterziehen um die noch angenehmen Temperaturen des Morgens zu nutzen.

Am Park mit dem Yoga Festival vorbei zieht es uns zum Massachusetts State House. Hier treffen wir auf die ersten offizielle Führung, es gibt also Konkurrenz. Das Haus besteht aus dem hier üblichen roten Klinker und hat eine riesige goldene Kuppel. Wir können nicht lange verweilen, immerhin ist die Konkurrenz groß.

Der Trail führt uns zur Kings Chapel. Die kleine Kapelle ist beeindruckend. Für dieses junge Land hat sie ein ziemliches Alter wodurch sie Ruhe ausstrahlt.
Da sich hier offenbar gegen die Briten rebellierende Christen schon früh einfanden führt uns der Trail vorbei. Der nebenan liegende Friedhof sieht uralt aus und ist es offenbar laut Google auch. Da er älter als die Kirche ist teilen die zwei sich zwar eine Mauer gehören aber offiziell nicht zusammen. Dieser Gedanke will mir nicht durch den Kopf passen, einfach weil er so lustig verquer ist.

Es klang vor Beginn des Trails nach einer guten Idee im Old Corner Bookstore mindestens ein Buch zu kaufen.
„Ey Leute, das Buch habe ich in einem bekannten historischen Buchladen gekauft.“
Als wir davor stehen sind wir erst verwirrt und dann ein wenig enttäuscht. An diesem offenbar historischen Ort befindet sich kein Buchladen mehr sondern ein Chipotle. Auf mexikanisch haben wir aber beide keine Lust und suchen uns jetzt zum Mittag etwas anderes zum Essen.

<Fortsetzung folgt>

<Was zuletzt geschah>
OK Spaß beiseite.

Jetzt nach dem Essen hat die Mittagshitze uns Mal wieder erreicht. Wir nutzen die Gelegenheit und schlendern hier in der Innenstadt an den Geschäften vorbei, aber richtig Lust etwas zu kaufen haben wir nicht. So finden wir schnell den Weg zum Old State House.
Das Versammlungshaus tarnt sich durch einen kleinen Turm als Kirche. Die Kolonialarchitektur ist echt total schön.

Zum ersten Mal fällt uns hier ein großes Metallsiegel im Boden auf, das den Boston Freedom Trail markiert. Wir werden es auf dem Weg nochmal sehen. Viele Ecken sind zwar geschichtsträchtig, haben aber keinerlei signifikante Gebäude, die uns anziehen und so überspringen wir den einen oder anderen Stopp dann.

Der Trail führt uns ein wenig wild durch die Gegend aber hier wo das Haus von Paul Revere zu finden ist könnte ich noch Stunden spazieren gehen, wobei auch der Weg hierher einiges an urbaner Schönheit zu bieten hat.
Was tatsächlich überrascht ist das die Wege nicht unbedingt durch Touristen verstopft sind aber immer wenn wir einen Stopp erreichen ist viel los. Vielleicht sind wir nicht die einzigen die etwas durch die Gegend irren oder wir gehen zufällig alle Schleichwege.

Bevor wir am Copp’s Hill Burying Ground ankommen stehen wir vorm Skinny House. Schon erstaunlich wie weit einen die eigene Sturheit treiben kann. Ganz ehrlich muss ich sagen dass ich wahrscheinlich auch so stur wäre.

Der Friedhof selber hat schöne alte Steine, aber irgendwie kann es mich an diesem Punkt nicht mehr begeistern.

Ein bisschen im Zickzack schaffen wir es an den Fluss. Katrin ist wie üblich gut vorbereitet und schleppt mich in eine Brauerei, allerdings nicht um mich abzufüllen sondern um Pizza essen zu gehen, etwas das wir in Kona auf Hawaii gelernt haben.
Die Bier scheint hier im Athletic Brewing ganz OK zu sein, die Pizza ist hingegen großartig.

Ein Brauerei-T-Shirt mit einer Eule drauf schafft es in meiner Sammlung und gestärkt gehen wir direkt nebenan in einen Chucks Store. Ich wollte schon immer Mal welche haben.
Leider gibt es kein Modell in Kindersarg Größe mit der passenden Breite und so muss ich etwas enttäuscht und ohne Ware wieder gehen.

Unser nächstes Ziel liegt auf der anderen Seite des Flusses. Diese Brücke scheint gerade entweder abgerissen oder saniert zu werden, schwer zu sagen. Der eine Fußweg existiert schon nicht mehr. Auf der anderen Seite können wir teilweise durch die Gitter in den Fluss schauen. Ein großes Blech, das einfach auf ein Loch gelegt wurde, wackelt bedrohlich als wir es zwangsweise überqueren.

Auf der anderen Seite müssen wir immerhin nicht mehr weit bis zur U.S.S. Constitution. Die Mannschaft auf dem riesigen Segelboot wird gerade eingewiesen. Leider kann ich wenig verstehen, da ein Führer einer Segway Führung seine bewegungsfaulen Kunden unterrichtet. Das große Schiff ist aber auch nicht ansatzweise so spannend wie das winzige Schiff der US Marine, das direkt daneben liegt. Ich kann vor Lachen nicht mehr an mich halten.

Am Pier kann man auch einen ausgemusterten Zerstörer besichtigen. Einige Soldaten achten hier darauf dass sich kein Tourist seinen Kopf anstößt. Was man wohl verbrochen haben muss um hierher versetzt zu werden?
Im Bunker nebenan ist ein Museum untergebracht. Ich muss sagen, wenn man den ganzen Trail geht fehlt einem für Museen ein wenig die Energie. Vielleicht ist es bei leicht geringeren Temperaturen besser. Zumindest kann man hier schnell auf die Toiletten schleichen.

Es fehlt nur noch Bunker Hill. Das riesige phallische Monument ist umgeben von einer Siedlung im schönsten Kolonialstil. Holz- und Klinkerfasaden wechseln sich ab. Überall hängen amerikanische Fahnen. Ich mag spontan wetten dass es nicht ganz billig ist hier zu wohnen. Ein Gefühl dass sich im übrigen in großen Teilen der Stadt aufbaut.

Der Hügel ist schön grün. In der Mitte befindet sich ein kleines Gebäude, das einem griechischen Tempel ähnelt und dazu das riesige Monument. Einer breiten, vierseitigen Nadel ähnlich ragt sie in den Himmel. Wir zahlen den Eintritt und wagen uns an die Besteigung. Wie üblich ist es so eng dass man immer zur Seite weichen muss, wenn es Gegenverkehr gibt.

Oben angekommen hat man dann aber auch eine unvergleichliche Sicht über die Stadt. In alle Richtungen erstreckt sie sich vor uns. Der typische Hochhauskern in der Innenstadt versucht den Himmel zu kitzeln. 
Wieder unten angekommen entspannen wir uns ein bisschen auf der Wiese bevor wir wieder zurück in die Innenstadt gehen.
Am Ende des Freedom Trails angekommen haben wir heute schon einiges an Distanz zurückgelegt.

Auf den Weg in die Innenstadt werde ich von zwei Damen auf mein Shirt angesprochen:
„Uh,I love your shirt.“ 
Ich laufe in einem blauen Shirt mit dem Aufdruck „normal people scare me“ herum.
Direkt danach spazieren wir durch große, quadratische Türme voller Nummern. Erst am Ende steht ein Schild das klärt wofür das Denkmal steht, den Holocaust.
Etwas betreten gehen wir weiter.

Nachdem wir einer Gruppe einheimischer vor der Trinity Church beim Tanzen zugesehen haben schaue ich in einem Sportladen nach ein paar Laufschuhen. Obwohl über dem Laden ein Schild als Werbung für den Boston Marathon hängt muss ich mit leeren Händen weitergehen.

Immerhin stolpern wir wieder in den Grünstreifen, der mit allerlei hübscher moderner Kunst besetzt ist. Hier lässt sich in einer angenehmen Ruhe das Ende des Tages einläuten. Kaum zu glauben wie wenig man braucht um zu vergessen dass wenige Meter neben einem eine Hauptstraße entlangführt.

Boston war schön, ich könnte jederzeit wieder herkommen. Vielleicht ist das auch eine gute Basis für einen Indian Summer?