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New Jersey

„Müssen die wirklich zwei Nächte bleiben? Wir brauchen doch eigentlich keinen Besuch.“ Diese Frage muss sich Anna von der kleinen Frieda anhören noch bevor wir ankommen. Die Stimmung ist erstmal gesetzt. Es gilt also den kleinen Haushaltsvorstand davon zu überzeugen dass unser Besuch etwas positives ist.
Anna freut sich auf jeden Fall über meinen Besuch und begrüßt auch Katrin ganz herzlich. Detlef ist freundlich-zurückhaltend.

New Jersey „the garden state“ liegt ungefähr auf Höhe von Rom. Mit Westfield sind wir in einem Beispiel von rural USA gelandet.
Hauptsächlich Häuser in dem bekannten Holzbaustil mit Veranda und umzäunten Garten stehen in regelmäßigen Abständen an einer breiten, asphaltierten Straße.

Wir dürfen Frieda’s Zimmer haben, sie hat momentan eher Interesse bei ihren Eltern zu nächtigen. Die Klimaanlage ist momentan nicht funktionstüchtig und so steht Ofenluft im ersten Stock.
Frieda versucht sich trotz ihrer Vorbehalte direkt an einer Unterhaltung mit mir.
„Meine Mama sagt du könntest auch Englisch.“ Meint sie etwas schüchtern.
„Ja, Ich komme gut zurecht.“
Plötzlich fangen wir an uns in einem dauernden Wechsel zwischen Deutsch und Englisch zu unterhalten.
Als draußen die Sonne untergeht stehen wir im kleinen, weiß umzäunten Garten und schauen dem freudigen blinken der Glühwürmchen zu. Frieda hat schnell erkannt dass nicht zwei Fremde sondern zwei Unterhaltungsfaktoren angekommen sind und plappert mit uns über belangloses.

Anna hat uns mit ihrer Thermomix ein leckeres Essen vorbereitet und wir reden über die USA, Gott und die Welt. Die Welt durch die Augen zweier temporärer Auswanderer mit Weltreiseerfahrungen ist bestimmt ein Buch wert.

Anna, falls du das hier liest, ich fordere dich zum Bücherschreiben heraus.

Der nächste Tag ist der 4. Juli und nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Fest des Unabhängigkeitstags von Westfield. Die Häuser sind großteils rot, weiß und blau geschmückt.
Wir parken ein Stück vom Soldiers Memorial Field entfernt. Detlef berichtet wie man ihm damals ein anderes Auto gezeigt als verkauft hat und er es am Ende auch nur genommen hat weil er dringend eines brauchte. Der Kommerz hat hier schon besondere Blüten.
Es ist viel los, ganze Familien haben sich auf den Weg gemacht um hier die Unabhängigkeit von „gods own country“ zu feiern.
Ein Mann auf einem landwirtschaftlichen Anhänger hält eine Rede, die bestimmt auch zur Bewerbung für ein Bürgermeisteramt passen würde, bevor die Flagge gehisst wird. Um nicht wie ein rostiger Nagel aufzufallen halte auch ich lieber die Hand an die Brust als die Nationalhymne läuft.
Kurze Zeit später findet das patriotische Rennen der Kinder statt, zuerst kommen reich geschmückte Fahrräder und Tretroller im Beifall der Eltern vorbei und dann die kleinsten auf ihren Dreirädern. Das sich die Gefährte bei all dem bunten Schmuck überhaupt noch fortbewegen können ist erstaunlich.
Frieda möchte unbedingt mit der kleinen Eisenbahn fahren und so winkt uns Detlef etwas müde im Vorbeifahren zu.
Eine Reihe an Hüpfburgen konkurrieren um die Tickets, die man kaufen kann und so stehen die zwei in einer langen Reihe Wartender. Heute gibt Frieda ganz klar den Ton an und warum auch nicht, solche Feiern sind ja nicht für die Erwachsenen gedacht.
Die junge Dame staubt an einem Feuerwehrstand Spielzeug ab. Eine Runde Ponyreiten später sind wir wieder auf dem Weg zurück zum Haus. Frieda und ich plaudern während vorne im Auto entspannt wird. Heute helfen wir als zusätzliche Unterhalter aus und so können auch die Eltern etwas ausspannen. 

Nach dem Mittagessen spielen Frieda und ich etwas Fangen im kleinen Garten und ich muss herumspringen wie ein Flummi, damit die kleine mich nicht erwischt. Sie hat echt unglaublich viel Energie.

Bevor die Sonne untergeht sitzen wir wieder im Auto. Auf dem Gelände der Schule gibt es jedes Jahr ein Feuerwerk. Gegenüber auf einer Wiese finden wir uns also ein und warten auf das Schauspiel. Frieda kuschelt sich zu meinen Erstaunen an mich an.
Das Feuerwerk selber ist kaum anders als man es in Deutschland zu Silvester erlebt.

Am nächsten Morgen frühstücken wir kurz und müssen dann unsere Sachen packen. Zum Abschied fragt Frieda: „Könnt ihr nicht noch etwas länger bleiben?“
Wir haben es offenbar geschafft die Hausherrin davon zu überzeugen dass unser Besuch etwas positives ist. Anna drückt uns nochmal kräftig und dann müssen wir auch schon weiter.
Im Auto unterhalten wir beide uns angeregt mit Detlef, der ein bisschen über seine Erfahrung als Expat in den USA berichtet.
Das Flugzeug bringt uns zu unserer letzten Etappe, der wir schon entgegen fiebern. Wir haben viel davon gehört. Zum ersten Mal haben wir uns auch ein Auto gemietet.