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Läufer spinnen

Ich muss es mal wieder erwähnen, wer ein ernsthafteres Lauftraining verfolgt hat einen ziemlichen Vogel. Vorgestern war bei mir wieder zeit für eine lange Trainingsrunde. Bevor ich mich auf den Weg nach Hause gemacht habe war ich noch Twix, Lion und Energy Gels gekauft um Verpflegung dabei zu haben. Leider kam ich wieder recht spät von der Arbeit weg und habe es auch zuhause, trotz Vorbereitung, nicht sofort auf die Laufwege geschafft. Zum Glück geht die Sonne jeden Tag ein wenig später unter und ein paar minuten früher als in der Woche zuvor kam ich dann doch los.

Auf den Wegen war insgesamt mehr los, überall Leute die ihre Hunde gassie geführt haben oder selber laufen waren. Auf meiner linken Seite war die Sonne gerade dabei unter zu gehen. Irgendwo vor dem unterföhringer Stauwehr stellte ich fest dass der Himmel tief rot gefärbt war. Leider hatte ich keine Gelegenheit kurz stehen zu bleiben um ein Foto für Euch zu machen. An der Fußgänger Brücke auf Höhe des Aumeisters bin ich dann weiter gesprungen und habe mich auf die „nördliche Route“ begeben, die ich vor ein paar Monaten schonmal versucht habe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bereits in einem grauen Dämmerlicht befunden, was das Sehen schon deutlich erschwert hat. Das Ergebnis war dass ich mitunter unverhofft auf größere Äste oder Steine getreten bin, die meine Füße schon herausgefordert haben. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir dass ich wahrscheinlich einen Ultratrail Lauf besser nicht versuchen sollte. Das hängt natürlich auch von der Art des Trails ab. Eine Dame, die sich eine stille Ecke gesucht hat um ihr Geschäft zu verrichten, schaute mich etwas überrascht an als ich in einigen Metern entfernt an ihr vorbei rannte.
Zwischendurch habe ich meine Stirnlampe aufgesetzt. Mit einem bischen Licht verringerte sich auch die Anzahl an Fehltritte auf dem gefährligen Weg. Auf der Fußgängerbrücke auf Höhe von Freimann habe ich dann die Isar überquert und mich wieder auf den Weg Richtung Süden gemacht. Hier habe ich die 10km Grenze überschritten. Hier gab es auch den ersten Griller für mich zu sehen (siehe Foto).
Es glänze mir immer wieder kleine grüne Flecken auf dem Weg entgegen. Ich dachte daran wie auf Borneo die Augen der Insekten im Licht der Taschenlampe reflektierten. Beim 2. mal blieb ich kurz stehen und stellte fest dass kleine Spinnen die Wege überquerten. Ab hier begann ich das ganze als Karma-Lauf zu sehen, blos auf keine Lebewesen treten. Die Wege waren ansonsten leer, nur hin und wieder kamen mir irgendwelche Läufer entgegen, von denen etwa 10% auf ein „Servus“ zurück grüßten.
Wie ich feststellen konnte gibt es im nördlichen Teil des Englischen Gartens nicht nur 2 sondern gleich 4 Fußballfelder. Offenbar kommen auch die Fußballteams aus ihrer Winterpause zurück.
Ca. alle 30 Minuten habe ich was süßes zu mir genommen. Ich kann jetzt auf jeden Fall sagen dass man Lion gar nicht beim Laufen essen kann (zu fest), Twix geht eher (durch das Karamell). Ich konnte mich bei ca. 5:30min/km halten, manchmal schwankte die Zeit nach oben und manchmal nach unten. Auf Höhe des Kraftwerkes in Thalkirchen (km 23) konnte ich fühlen wie sich an meinem rechten Fuß eine fiese Blase bildete. Dieser kleine Quälgeist wurde mit der Zeit immer nerviger.
Auf der langen Holzbrücke in Thalkirchen habe ich die Wende nach Hause vollzogen. Eigentlich war der Plan erst bei km 28 umzudrehen, aber ich war mir sicher dass ich mit der Wende auf ca. 34km kommen würde. Auf dem Fußweg an der Isar entlang blieb ich ziemlich alleine. Hin und wieder musste ich mich durch eine kleine Rauchwolke bewegen, da die Griller an den Flaucher zurückgekehrt sind.
Die letzten 2km fing ich an hin und wieder zu jammern. Spaß hatte ich keinen mehr und eigentlich wollte ich nur noch heim.

Zuhause angekommen wollte ich noch kurz dehnen, bin aber sehr schnell auf ein bisher neues Problem gestoßen. Ein Haufen Muskeln hat sich gleichzeitig verkrampft und mir die Luft abgeschnitten. Zu dem Problem atmen zu können kam eine plötzlich eintretende Panik und Schüttelfrost hinzu. Ausserdem musste ich feststellen dass ich nach fast 2h Laufen durch die Nacht dabei war Selbstgespräche zu führen. Ich muss meinem Körper mehr abverlangt haben als mir klar war. Ich brauchte dringend eine heiße Dusche.
Das Ergebnis sind 33.4km in 2:58h, ich habe das Ziel also leider um knapp 600m verpasst.

Am Tag danach habe ich nur einen minimalen Muskelkater im linken Oberschenkel zu beklagen. Ich werde mich unglaublich freuen wenn ich es schafft im Training auf Marathondistanz ohne Muskelkater zu kommen. Ich muss nur sehen ob mir in der Ernährung etwas fehlt und ob ich etwas hinzufügen muss um den Krampf in Zukunft zu vermeiden.

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