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Annecy – Die Dritte Anreise

Es ist schwer für mich diese Geschichte zu erzählen, da ich nicht weiß wo ich anfangen soll.
Es muss 2016 gewesen sein, als ich nach meinem ersten Ultramarathon dachte “Jetzt versuche ich Mal was schwieriges!”
Ich meldete mich in Annecy zum Maxi-Race (87 km) an musste aber aufgrund meiner Oberschenkel aufgeben, diese waren völlig am Ende. In Doussard war Schluss und der Shuttlebus nahm mich zum Ziel zurück. Der zweite Versuch 2019 war nicht wesentlich besser. Dieses Mal hatte ich sogar das 110 km Ultra Race versucht, musste aber in Giez kapitulieren. Mein Magen hatte grundlegend rebelliert. Damals war ich gerade ganz frisch mit Maria zusammen, die mich zwar kaum kannte, aber schon wusste dass ich wahrscheinlich wiederkommen würde.

Aus offensichtlichen Gründen fiel der Lauf 2020 aus. Ich nutzte aber die Gelegenheit und habe mangelnde “Normalität” in dem Jahr durch mehr Training ersetzt. Gegen Mitte des Jahres mehrten sich aber Schmerzen und mein Knöchel klang als wenn der Fuß nur noch lose am Bein hing. Ganz klarer Fall, der Fuß braucht Ruhe. Was soll ich sagen auch das hat (natürlich) nicht besonders weitergeholfen. Im Oktober bin ich dann zu einem Orthopäde, um mich untersuchen zu lassen. Herein kam ein Herr in Trailrunningschuhen. Meine anfängliche Freude ging schnell in Rauch auf. Mir wurden Einlagen verordnet:
“In Ihrem Alter (40) geben langsam die Gelenke nach, da muss man mit Einlagen entgegen wirken.”
Aha, schon klar. Vielleicht lohnt es sich die notwendigen Fortbildungspunkte in moderne Erkenntnisse zu stecken. Vielleicht kommt er mir noch mit Aderlass. Immerhin hat das verschriebene MRT festgestellt dass ich eine Flüssigkeitsansammlung an der linken, inneren Peronealsehne hatte und eine leichte Entzündung im vorderen Teil des Knöchels. Der Arzt schenkte dem MRT kaum einen Blick und gab mir seine vorbereitete Diagnose. Durch einen australischer Podcast wusste ich bereits dass meine Erlösung durch Kräftigung kommen würde, nicht durch Pausen. Nach 3 Wochen  brach ich also die verschriebene Pause ab, besorgte mir die verordneten  Einlagen und fing an ganz vorsichtig und langsam zu laufen. Den gesamten Dezember blieb ich bei langsamen 6 km. Im Januar landeten dann auch die Einlagen in der Ecke. Mein Sportprogramm wurde um Kräftigungsübungen für den Knöchel erweitert.
Um mir einen Push zu geben habe ich mich kurz danach für das Rennen in Annecy im Mai 2021 angemeldet und langsam die Distanz erhöht. Ab dem Frühling verbrachte ich mehr Zeit bei Maria in Wasserburg. Mittagspausen ließen sich dort im Home-Office für eine Runde durch den Wald nutzen. Mein Fuß hielt gut, auch wenn ich nach langen Strecken leichte Schmerz verspürte.

Kurz vor dem geplanten Termin des Maxi-Races wurde aufgrund der aktuellen Corona-Lage alles nach Ende Oktober verschoben. Die zusätzliche Zeit war dringend nötig, gut vorbereitet war ich sicher noch nicht. Ende Mai wäre der Lauf ein ziemliches Abenteuer geworden. Vieles war einfach noch nicht bereit, vor allem mein Kopf.
Ende Juli mussten die Organisatoren dann noch den Lauf auf den Färöer Inseln um ein weiteres Jahr verschieben, das insgesamt zweite Mal. Auch diese Verschiebung war eine Erleichterung.
“Sag Mal findet nicht Ende August der Lauf in Bozen statt?”
Mit diesem einen Satz eröffnete Maria die Option für einen “Übungslauf” in Südtirol. Über den Lauf schreibe ich zu einer anderen Gelegenheit. Fazit ist auf jeden Fall dass ich mich nach den 45 km gut vorbereitet fühlen konnte. Die mittlerweile vernachlässigte Kräftigung musste die verbliebenen 8 Wochen zurück ins Programm. 

Im Oktober sind wir zwei dann nach Genf geflogen. Nach zwei Jahren fühlte es sich allerdings komisch an mit anderen Menschen, potentiellen Infizierten, in einer Metalldose zu sitzen. Mit Grauen mussten wir feststellen dass unsere Impfzertifikate nicht kontrolliert wurden und es auch hier Leute gab, die die Maske gerne direkt unterhalb der Nase trugen. Es lässt sich nicht ändern, da half nur Augen zu und durch.
Ein Bus brachte uns dann noch von Genf nach Annecy und endlich war ich wieder hier. Annecy fühlte sich tatsächlich bekannt an. 

Am Freitag holten wir im Maxi-Village die Unterlagen und den Dropbag ab. Den Drop-Bag befüllt man am Besten direkt im Maxi-Village. Wechselschuhe, Wechselklamotten, Ersatzakku für die Stirnlampe, Honiggels, Spring Energiegels, alles was notwendig erschien konnte damit in Giez auf mich warten. Aufgeregt pumpte mein Herz, ich war aber nicht nervös sondern freute mich auf den Start.
Den Rest des Freitag sind wir dann spazieren gegangen, haben frühzeitig gegessen und sind dann am späten Nachmittag ins Bett. Der Start war um Mitternacht und ein paar Stunden zusätzlicher Schlaf würden nicht schaden.

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