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Indien: Hyderabad

Bevor ich am Flughafen einchecke treffe ich mich noch zu einem Kaffee mit meinem Schwager. Die Nervosität will eigentlich nicht weichen, auch nicht als ich ins Flugzeug einsteige. Das Flugzeug ist angenehm leer, in jeder Sitzreihe sitzen vielleicht 3 Personen.

Anstatt eine Runde zu schlafen schaue ich Filme, noch bin ich schliesslich nicht müde.

In Doha muss ich umsteigen. Insgesamt bleiben mir nur 1 1/2h, also laufe ich durch den Flughafen. Mein Flug steht auf den Listen schon als „Boarding“. Bevor ich es zu den Gates schaffe muss ich nochmal durch einen Sicherheitscheck. An den Metalldetektoren gibt es lange Schlangen für Männer und Frauen. Nach dem Sicherheitscheck (nein ich habe im Flugzeug keine Bomben gekauft) mache ich im Vorbeilaufen ein Foto eines riesigen Teddies im Flughafen.

In der Schlange an meinem Gate bin ich einer der wenigen weißen. Viele Inder, auch mit Familie, warten auf ihren Flug. Anstatt dass ich direkt ins Flugzeug kann heißt es eine weitere Stunde warten.

Im Flugzeug nach Hyderabad ist wirklich jeder Platz belegt. Ich hätte vorher schlafen sollen. In einem engen Sitz versuche ich ein Nickerchen und schaffe ca 10 Minuten für jede Stunde Flug und bin bei der Landung ziemlich müde.

Nach der Langung wartet der Einwanderungsschalter auf mich. Zum Glück habe ich einen Kugelschreiber dabei. Da es der einzige ist muss ich ihn mir mit einigen anderen Reisenden teilen. Weder der Beamte noch die Touristen haben einen eigenen dabei. Entweder ist der Beamte einfach ein Arsch oder mies drauf weil er die Nachtschicht machen muss. Es ist gerade kurz nach 3 Uhr morgens. Zumindest ist er ziemlich ruppig, als der Fingerabdruck-Scanner meine Fingerabdrücke nicht lesen kann. Da dies bei jedem vor und nach mir der Fall war sollte es ihn eigentlich nicht weiter überraschen. Nach dem Ausfüllen der Papiere muss ich mich mit den anderen Reisendenin einer langen Schlange anstellen. Es wartet eine weiterer Metalldetektor auf mich. Ja auch hier werden mein Handgepäck und ich nochmal nach Waffen und Bomben untersucht. Das witzige ist dass keiner der Inder seinen Schmuck ablegt und der Metalldetektor bei jedem ausser mir piept. Der Beamte schaut jeden aus ein paar Metern Entfernung von oben bis unten an und winkt dann doch ausnahmslos jeden durch.

Am Gepäckband drängeln sich die Inder möglichst nah ran, was nicht dazu führt dass das Gepäck schneller ankommt. Ich kapiere schnell dass die Uhren hier anders ticken und man ein wenig mehr Zeit mitbringen sollte. Ich habe es aber eh nicht eilig, da ich keine Ahnung habe was für eine Welt mich am Ausgang empfangen wird und ich immernoch nervös bin.

Nachdem ich mich endlich dazu durchgerungen habe raus zu gehen trinke ich erstmal einen Kaffee. Der Geldautomat mag meine Visa Karte und somit habe ich auch Geld mir was zu trinken zu leisten. Ich gebe dem Barista Trinkgeld, welches dieser direkt wieder in die Kasse füllt. Ok in Indien ist Trinkgeld nicht erwünscht.

Das erste Abenteuer in Indien ist es ein Taxi zu finden. Der Ratgeber, den ich im Flughafen aufgegriffen habe rät zu einen Prepaid-Taxi. Kaum stehe ich in der Schlange für Taxis spricht mich ein älterer Inder an. Er will für die Fahrt zum Hotel 2000 Rupien, was mich stutzig macht ist dass ich am Ende meine Rechnung bekomme und am Ende auch erst zahlen soll, prepaid ist das nicht. Er flucht laut als ich ihn nach ein paar Metern doch zurück lasse. Der nächste will 1600 Rupien für sein Dienste und spricht von Uber. Da es keine Prepaid-Taxis gibt entschliesse ich mich in den sauren Apfel zu beißen. Während der Fahrt begleitet mich aber ein mulmiges Gefühl.

Es ist dunkel auf dem Weg zum Hotel. Um 4 Uhr ist noch leichter Verkehr.  Überall rennen bräunliche wilde Hunde rum. Ältere und arme Menschen sind zumeist zu fuß unterwegs, keine Ahnung was sie suchen.
Wir fahren am Charminar vorbei. In der Nacht wirkt die Umgebung sehr heruntergekommen. Ich sehe einen Obdachlosen neben einem Geldautomaten schlafen, manche Dinge sind überall zu finden. Es gibt aber auch einige Menschen, die auf Fußwegen oder in Nebenstraßen liegen.

Kurz bevor wir am Hotel ankommen fängt der Fahrer an Passanten nach dem Weg zu fragen, das ist etwas das mir ein Kollege schon angedroht hatte. Wir finden das Hotel und das Weichei in mir ist einfach nur froh drum aus dem illegalen Taxi raus zu sein.
Der Concierge empfängt mich sehr freundlich weißt mich aber darauf hin das ich noch mindestens 9h auf mein Zimmer warten muss. Ich entscheide mich die 2500 Rupien zu bezahlen um früher rein zu können. Ich brauche dringend eine Dusche.
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Wie man sieht ist das Zimmer sehr geräumig. Als ich die Vorhänge öffne sehe ich einige Bauruinen neben meinem Hotel. Ich dusche, schreibe den daheim gebliebenen und lege mich aufs Bett zum Fernsehen. Bis hin zum Nachmittag schlafe ich ständig ein. Zum Frühstück schaffe ich es einmal runter, ich weiß aber nicht was ich essen soll. Die Angst vorm berühmten indischen Durchfall macht mich nervös. Am Ende trinke ich nichts und esse was ich auch zuhause kriegen würde, (falsch geschriebene) Crosonts und Eier. Danach gehe ich wieder aufs Zimmer und schlafe ständig ein.
Am Nachmittag texte ich kurz mit einer indischen Kollegin und bin kurz davor ins Büro zu fahren um mich mit Kollegen zu treffen, wir verschieben es aber auf den nächsten Tag. Danach gerate ich wieder in einen Dämmerzustand und mache meine ungewollten Nickerchen. Im Hintergrund kommt immer wieder das Hupen der Autos hoch. Irgendwann verschwindet das Geräusch aber im Hintergrund.

Am nächsten Tag bin ich endlich wieder wach, also mehr als eine Stunde am Stück. Ich gehe wieder frühstücken, weiß aber immer noch nicht was ich essen soll. Zum ersten mal probiere ich eine art gewürzten Pfannkuchen. Schmeckt ganz gut, ist aber nichts was ich zum Frühstück brauche. Als ich zurück aufs Zimmer komme klingelt mein Hotel Telefon. Etwas irritiert nehme ich ab. Eine Frauenstimme fragt wie mir mein Aufenthalt gefällt. Meine Antwort scheint sie nicht zu verstehen und es entsteht ein seltsames Schweigen.
Mittags rufe ich mir ein Uber-Taxi und fahre zum Büro. Die Straßen sind schlecht, überall Schlaglöcher. Ich sehe keinen Sinn in dem Weg, den der Fahrer nimmt. Überall laufen Menschen einfach über die Straße, die Schilder hier werden alle ignoriert. Es geht vorbei an einem Slum das aus Wellblechhütten besteht.
Die Straße führt vorbei an einem kleinen See. Inseln von Plastikmüll schwimmen auf ihm. Auf den Müll war ich vorbereitet, aber die Inseln an Bürohochhäusern direkt neben den Slums der Ärmsten bedrückt mich ein wenig. Wir kommen tatsächlich an, es ist aber noch niemand da um mich zu empfangen. Ich warte auf Gunjan und Ina. Beide sehen sehr müde aus, die Arbeit laugt sie gerade wohl sehr aus. Da ich meinen Firmenausweis nicht dabei habe darf ich nur bis zur Kantine, wo sich Ina und Gunjan abwechselnd um mich kümmern. Nach einer Weile kommt Sasanka und jammert ein wenig. Nachdem ich fast 2 Jahre mit ihm gearbeitet habe hab ich ihn mir anders vorgestellt. Er ist ein wenig gewichtiger und blasser als ich gedacht hatte. Die 2kg Schokolade, die ich mitgebracht hatte bringt Gunjan in den Teamraum wo sie sich angeblich augenblicklich in Luft aufgelöst wird.

Zum Mittag kommen einige Kollegen und erklären mir was an an den jeweiligen Ständen so gibt. Es wirkt alles weniger wie eine Kantine und mehr wie ein Foodcourt. Es ist mir fast egal was ich esse, die Gesellschaft ist gerade was zählt. Sie laden mich sogar ein, dabei weiß ich kaum wer sie sind und was sie damals in meinem Team gemacht haben.

Nach dem Mittag bringen die Kollegen mich wieder raus und nach einer kurzen Verabschiedung werde ich mit einem Tuktuk zum Künstlermarkt geschickt. Ich gebe zu ich bin ein wenig enttäuscht dass ich nur so wenig Leute getroffen habe, aber ich war eben nicht so wichtig für sie wie sie für mich.

Das Tuktuk ist ein Abenteuer für sich. Dieses kleine Taxi ist offen, was in einer belebten Stadt wir Hyderabad nicht immer ganz angenehm ist. Der Fahrer muss ständig den Löchern in der Straße ausweichen und ist durch seine geringere Größe auch nicht das Alphatier im Straßenverkehr. Jeder hupt, wenn er an jemandem vorbei fahren will.
In Deutschland wird laut und agressiv gehupt, es bedeutet sowas wie „Aus dem Weg, Du Arsch“. In Indien wird viel mehr gehupt, aber es ist nicht agressiv. Die Bedeutung ist soweit ich das sehen kann eine andere, eher „Vorsicht, ich würde gerne an Dir vorbei“. Dadurch wird aber auch sehr viel mehr gehupt. Der junge Fahrer macht dabei noch indische Musik an, viel davon hören kann ich aber nicht.

Am Markt angekommen gebe ich ihm 100 anstatt 80 Rupien und bitte ihn zu warten bis ich wiederkomme.
Ich habe keine Ahnung was auf mich zukommt und als ich auf den Markt komme mache ich natürlich den Fehler mich vom ersten Verkäufer in seinen Stand locken zu lassen. Er verkauft Schals und ich habe mir vorgenommen meiner Schwester einen mitzubringen. In dem Stand gibt es unglaublich viele verschiedene und auch sehr schöne Schals. Es gibt einen sehr schönen und nicht überteuerten, der mir gefällt. Ich bin mir ziemlich sicher dass ich ein Vielfaches seines eigentlichen Preises bezahle. Was mich stört ist dass er mir immer wieder versucht einen roten 300€ teurern Kaschmir Schal zu verkaufen. Der ist natürlich sehr schön und am Ende würde er ihn mir auch für ca. 80€ veraufen, aber ich habe kein wirkliches Interesse an ihm. Er ist ja eigentlich „nur“ für meine Schwester.
Hinter ihm steht eine Poma Tasche, mit dem Logo der eigentlich deutschen Firma Puma. Nicht alles hier ist wirklich echt wie es scheint.
Als ich bezahlen will versucht er mich noch übers Ohr zu hauen, gibt die 80€ für den teuren Schal ein, den wir nicht vereinbart haben und will dass ich meine Visa Pin eingebe. Beim zweiten mal kann ich nichtmal sehen was er eintippt. Als er mir das Gerät gibt kann ich nur die Pin Aufforderung sehen. Beim dritten mal kann ich sehen dass der vereinbarte Preis, für den vereinbarten Schal auf dem Display steht. Ich bezahle und gehe weiter über den Markt, immerhin will ich noch ein paar Götzenstatuen kaufen. Wirklich jeder versucht mich in seinen Laden zu locken. Irgendwann ergreife ich die Flucht und halte auf einer Wiese in der Mitte des Marktes an.

Als ich wieder raus komme ist mein Tuktuk Fahrer weg. Die anderen Fahrer wollen mir 80$ für meinen Trip zum Birla Mandir abknöpfen. Ich lache sie aus, für den Preis könnte ich das Tuktuk für meinen gesamten Trip in Indien mieten. Richtig handeln wollen sie mit mir nicht, also rufe ich mir ein Uber. Der Preis ist ca. 200 Rupien, allerdings setzt mich der Fahrer an der falschen Ecke ab und ich muss noch ein Stück zu fuß gehen. Ein hilfreicher Inder weist mir den Weg.
Der Tempel liegt oben auf einem Berg. Ich muss meine Schuhe ausziehen und Handy und Kamera abgeben bevor ich in den Tempel darf. Fotografieren ist hier verboten. Dieser Tempel ist anders als ich es mir vorgestellt habe. Überall gibt es kleine Schreine für andere Götter. Die Leute beten und gehen mehrfach um diese Schreine herum. Jeder beäugt mich, ich falle schon ein wenig als Fremder auf. Ich bin hier der einzige weiße. Es fühlt sich komisch an. Der Tempel ist schneeweiß und blitzsauber. Die Aussicht ist auch schön.  Natürlich gibt es Dreck, aber hier achten die Leute darauf nicht alles zu vermüllen.
Hyderabad Aussicht vom Tempel

Bald geht die Sonne unter und ich will den Sonnenuntergang im Lumphini Park fotografieren. Laut einem Kollegen gibt es dort eine super Laser Show, an der ich aber wenig interessiert bin.

Es ist nicht weit, also gehe ich zu fuß. Erst führt mich der Weg durch ein Wohngebiet, in dem ich stehts beäugt werde. Plötzlich stehe ich an einer riesigen und belebten Kreuzung. Ampeln sehe ich keine, also versuche ich mein Glück einmal quer über die Kreuzung.

Der Eintritt kostet ein paar Cent. Kaum bin ich drin werfe ich meine Wasserflasche in einen Mülleiner auf dem steht „don’t litter“. Ich bin der Einzige der sich dran hält, alle andern werfen ihren Müll in die Gegend. Viel passiert in dem Park aber nicht, es gäbe wohl ein paar Attraktionen, die aber geschlossen sind.
Einige kleine Kinder spielen in einem Brunnen und an der Anlegestelle warten Massen an Indern auf ein Boot zu kommen. Ich setze mich hin und warte noch ein bischen bis die Sonne weiter untergeht. Ein junger Inder kommt auf mich zu und fragt mich woher aus Indien ich denn komme. Bei meiner Antwort dass ich aus Deutschland stamme schaut er mich erst etwas irritiert an und meint dann „Ah der Weltmeister“ und schon bin ich wieder alleine.
Hyderabad Lumbini Park

Nachdem ich meine Fotos gemacht habe verlasse ich den Park doch recht schnell wieder und rufe mir wieder ein Uber. Der Lärm an der Straße ist unglaublich stark und als der Fahrer mich anruft verstehe ich kein Wort. Als er mich dann endlich findet stelle ich fest dass er eigentlich kein Englisch spricht. Die Kommunikation ist mieserabel, aber ich schaffe es mit ihm zurück zu meinem Hotel.

Am nächsten Morgen packe ich meine Koffer und gehe erstmal frühstücken. Ich bin ein wenig mutiger geworden und probiere mich durch alles durch was es so gibt. Nur das wenigste schmeckt mir wirklich. Anschliessend gehe ich ganz paranoid nochmal durch das ganze Zimmer und schaue ob ich was vergessen habe. Anschliessend erstmal chillen beim Fernsehen, da es noch eine Weile dauert bis mein Flug ist. Mittags checke ich aus und fahre mit einem Uber zum Flughafen. Diesmal ist mein Preis 400 Rupien. Ich habe also auf dem Hinweg massiv zu viel bezahlt.

Bevor ich in den Flughafen darf muss ich erstmal einem bewaffneten Soldaten mein Ticket zeigen. Einchecken darf ich aber nicht, da ich 20 Minuten zu früh da bin. Mit meinem Buch setze ich mich also auf eine schiefe Bank und lese. Als ich einchecke weißt mich erstmal der Steward darauf hin dass mein Gepäck zu schwer ist, ich aber gerne draufzahlen kann. Ich weise ihn daraufhin dass ich das bereits gemacht habe und er es bitte checken soll. Dann nutze ich meinen großen Karabiner um die Riemen des Rucksacks zusammen zu binden. Ich kann den großen Karabiner auch zuschrauben, was es schön sicher macht.

Mein Handgepäck wird anschliessend durchleuchtet, während ich durch einen Metalldetektor gehe und obwohl es nicht gepiept hat werde ich nochmal angetastet. Alles geschieht gemächlich.
Im Flughafen selber kann ich noch einen Haufen Zeug einkaufen. Da mein Aufenthalt aber noch eine Weile dauert esse ich nur was zu Mittag und warte anschliessend auf meinen Flug nach Goa.

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