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Tecnica Maxi Race – Bis Saint Bernard

Hier geht es zum 1. Teil, meines Berichts.

Es geht ein durch Siedlungen, bis ein schmaler Weg uns in Serpentinen den Berg hinauf führt. Die Wege sind unglaublich gefährlich. Es gibt keine Wegbegrenzung und ständig kommt mir der Gedanke dass ein falscher Schritt mich den Berg runter rollen lassen würde. Ich gebe zu, hier hatte ich angst. Meine Beine sind müde und ich stelle mir immer wieder vor wie ich stolpere. Hinter und vor mir werden die Abstände zu den anderen Läufern immer größer. Ab und an kommt mir ein Läufer entgegen, der wohl aufgegeben hat und zurück zur Verpflegungsstation muss. Ein Läufer einer kürzeren Strecke drängelt sich an einer besonders schmalen Stelle vorbei.

Es dauert 8km, 700hm und 1 1/2h bis ich wieder vor einem Wasserhahn stehe. Die Sonne brennt vom Himmel und ab hier gibt es immer weniger Schatten. Ich will eigentlich gar nicht wissen wie warm es mittlerweile ist.

Erst geht es über eine teilweise sehr schlammige Wiese und dann immer wieder durch kleine Bäche, die die Wege kreuzen. Meine Schuhe werden einfach nicht mehr trocken und ich versuche nur noch halbherzig nicht wie eine Walze durch das Wasser zu laufen.
Wenig später wünsche ich mir die Bäche zurück. Es geht durch das Tal des Todes. Steil bergauf querfeldein verläuft das was die Organisatoren für einen Weg halten. Die Geschwindigkeit ist unglaublich niedrig und es gibt keinen wirklichen Schatten. Ich glühe in der Sonne.
Tal ohne Schatten
Irgendwo auf der Hälfte mache ich eine Pause um mir Wasser aus meinem Rucksack auf die Beine zu spucken und was zu trinken. Meine Stöcke haben mir bis hierher mehrfach das Leben gerettet. Entweder sichere ich mich an besonders gefährlichen Stellen bergab oder ich ziehe mich die Wege hoch. Meine Schultern zeigen aber schon dass mir hier das Training fehlt.
Oben auf dem Berg angekommen mache ich ein paar Fotos und gehe erstmal langsam weiter.
Wenig später muss ich mich wieder über ein bischen Schnee kämpfen, dieses mal allerdings an einer etwas kitzligen weil schmalen Stelle. Nach einer Kurve hinter dem kurzen aber dicken Schneefeld geht es wieder bergauf. Hier geht es durch besonders klebrigen, lehmigem Schlamm, der sich an meine Sohlen haftet.

Ich nutze 2 Gelegenheiten um meine Mütze nass zu machen, das sorgt bei der Hitze für Abkühlung, hält aber nicht lange. Es geht immer noch steil bergauf und an wirkliches Laufen ist nicht zu denken. Hier brauche ich zwischen 12 und 15 Minuten pro km. Als ein wenig oberhalb von mir eine Ziegenherde den Weg kreuzt setze ich mich in den Schatten und mache eine Pause. Ab hier wird es erstmal nur noch steiler, das findet sein Extrem als ich mich an einem dicken Tau zum Gipfel des Berges hochziehen muss während zwei Ziegen direkt neben dem Weg mir dabei zusehen. Zwischen anderen Läufern setze ich mich hin und muss einfach die Gegend Dokumentieren. Ich kann kaum glauben von wo ich mich hoch gequält habe.
Vom Gipfel auf den See

Der Weg bergab ist sehr schroff. Ich schaffe es einfach nicht mehr wirklich zu laufen, den steilen Weg muss ich gehen auch weil ich Angst habe wieder einmal zu stolpern. Einige Läufer kommen an mir vorbei und auf einem Schneefeld gibt mir ein französischer Läufer irgendwelche Tipps, die ich aber nicht verstehen kann. Irgendwann laufe ich unter einem Blätterdach, dafür fliessen wieder kleine Bäche über den Weg und sorgen dafür dass meine Füße weiterhin nass bleiben.
Letzter Abstieg

Bei km 65 erwartet mich eine Wasserstelle. Ich fülle nach obwohl ich gar nicht so viel getrunken habe, die Steigungen haben es einfach nicht ermöglicht. Ich versuche ein Energygel zu mir zu nehmen. In dem Moment in dem der Zucker auf meiner Zunge ankommt muss ich mich übergeben. Danach fühle ich mich aber deutlich besser. Jemand spricht mich an und fragt mich in französisch wieviele km wir bisher hinter uns gebracht haben, es stellt sich schnell heraus dass er Ire ist und ich endlich jemanden habe um mich zu unterhalten. Wir haben noch eine Stunde um die Cut-Off Zeit beim 5km etfernten Checkpoint zu schaffen.
Wir unterhalten uns gut. Als wir noch 20 Minuten übrig haben fangen wir an zu laufen um es noch zu schaffen. Mir wird aber langsam klar dass es das dann sein wird. Auf den letzten hundert Metern gebe ich nochmal alles, trotz der Schmerzen in meinen Oberschenkeln. Martin scheint noch besser drauf zu sein als ich, denn er baut noch ein bischen Abstand auf. Wir sind beide glücklich als wir es nur 2 Minuten vor Schluss in die Turnhalle schaffen.

Ich nehme erstmal viel Käse und ein paar Suppen zu mir. Hier treffen wir auf Desiree, die es auch gerade eben so hierher geschafft hat. Sie findet heraus dass wir 1:22h haben um die nächsten 7km mit 1100 Höhenmetern zu schaffen. Das ist zu viel für mich und ich teile Martin mit dass ich nicht mehr weiter laufe. Er versucht mich noch zu überreden, aber ich sehe keinen Sinn darin mich sinnlos zu quälen.
Nach 15 1/2h und 70km ist hier Schluss für mich. Zum Abschied wünsche ich ihm alles gute und viel Glück. Es dauert noch ein bischen bis der Bus uns mitnimmt, also unterhalten Desiree und ich uns eine Runde. Der Busfahrer bringt uns ein paar gelbe Maxi Race Shirts als Geschenk.
Als wir uns in Annecy melden wollen dass ich aus dem Rennen ausgestiegen bin, dabei werden wir aber etwas komisch angesehen. Normalerweise muss man sich abmelden, damit keiner sich auf den Weg macht Dich zu suchen.
Ein paar glückliche humpeln durchs Ziel, allerdings aus der Richtung aus der wir am Anfang des Tages raus gelaufen sind.
Maxi Race Zielrichtung

Annecy Höhenprofil
Ich habe bei diesem Abenteuer viel gelernt:
– Ich hätte vor allem Bergläufe trainieren sollen, aber in München ist das schwer.
– Die Schuhe waren zu klein. In Paris hat es geklappt, für Annecy waren sie einfach zu klein
– Für den nächsten derartigen Lauf nehme ich ein paar Babybel mit, damit ich zwischendurch ein bischen Käse essen kann und mich nicht nach tausenden kcal Zucker nochmal übergeben muss
– Utra Runner sind anders als Marathonläufer, immer wenn ich gestolpert bin hat mir jemand geholfen. Bei kürzeren Läufen denken die Meisten eher an sich selbst.
– Zu Anfang wusste ich mit den Treckinstöcken nicht viel anzufangen, doch hier hätten sie Pflicht sein sollen
– Ich hatte experimentell ein paar mir unbekannte Gels gekauft, das besonders zähe Gel mit Cappucino Geschmack war aber ein totaler Reinfall

Jetzt brauche ich erstmal eine Pause. Ich liebe das Barefoot Running und will es weiter betreiben. Probleme mit Unterzuckerung hatte ich nicht, ob das an Maffetone gelegen hat kann ich nicht sagen.

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