Dieses Wochenende habe ich Rufbereitschaft, nicht die “Wir melden die Wochenendarbeit nicht an und Ihr müsst zur Rufbereitschaft zu 100% reinkommen” sondern echte Rufbereitschaft. Für mich ist das OK, nicht schön aber OK. Das bedeutet aber auch das ich nicht trainieren gehen kann, denn ich muss immer in der Lage sein reagieren zu können. Diese Situation hatte mich erstmal vor die Frage gestellt wie ich denn dann mein Trainingspensum schaffe, denn die langen Läufe müssen einfach sein. Letzte Woche habe ich das große Training ausfallen lassen, 2 Wochen in Folge macht einiges kaputt.
Mit ein wenig Unzufriedenheit habe ich gestern Abend Yoga mal wieder ausfallen lassen und bin laufen gegangen. Meine Cheffin hat mich mit großen Augen angeschaut als ich ihr erklärte dass ich jetzt zwischen 26 und 30km laufen gehen würde, ich würde mal sagen es warten noch einige Überraschungen auf sie.
Im Laufe des Tages habe ich mir weitere Lebensmittel zum experimentieren gekauft, Twix und Doppelkekse. Zuhause habe ich dann 2 Kekse und 2 Twix in meinen Camelbak gestopft, ein paar Ersatzbatterien für die Stirnlampe dazugelegt und bin losgelaufen. Als ich los lief ging gerade die Sonne unter. München bietet einige schöne Panoramen bei Sonnenuntergang, ich bin allerdings in die andere Richtung gelaufen und habe nur die ersten 5 Minuten roten Himmel gesehen.
Mein Lauftrail entwickelt einen ganz anderen Laufcharakter wenn es finster ist und die Welt nur noch durch einen kleinen Lichtkegel erhellt wird. Der Schnee ist mitlerweile an die Wegesränder zurückgewichen und hat nur noch einen leichten Matschfilm zurück gelassen. Nach dem Föhringer Wehr wollte ich wieder auf den Trail zurücklaufen und stellte fest das ich unaufmerksam war denn Baumfällarbeiten haben die ersten 100m des 2. Abschnittes unpassierbar gemacht, also musste ich mir einen alternativen Zugang suchen. Klingt abenteuerlich, ist es auch. Auf der Brücke am nördlichen Ende des Englischen Gartens habe ich eine kleine Trinkpause gemacht und noch versucht ein Foto zu machen um für Euch die Stimmung einzufangen. Direkt danach ging es weiter. Falls es am Donnerstag gegen 6uhr abends jemanden hier in der Gegend gegeben hat, der einen Spinner im dunkeln hat laufen sehen der dabei auch noch laut “10 kleine Jägermeister” vor sich hingegröhlt hat, das war ich 😉
Ich habe immer mal wieder versucht daran zu denken das ich meine Füße nicht zu weit anhebe sondern nur gerade hoch genug um nicht zu stolpern. An sich erfordert das einiges an Konzentration, zumindest jetzt zu Anfang.
Die erste Läuferin die ich gesehen habe hatte keine Stirnlampe und war damit erst erkennbar kurz bevor ich sie über den Haufen gerannt hätte. Warum haben immernoch so viele Läufer keine Zeichen das man sie im Dunkeln erkennen kann?
Kurz hinter dem Aumeister bin ich auf die verbliebene Eisplatte gestoßen und musste sehr vorsichtig laufen, denn gerade im dunkeln sieht man nicht so man sich die Füße brechen kann.
Zwischendurch habe ich mich dabei erwischt wie ich eher auf den Wegen denn auf der Wiese gelaufen bin um nicht zu fallen. Nachdem ich mir selbst erklärt habe das ich auch trainieren sollte, damit ich bei einem Ultra der im dunkeln startet keine Probleme kriege, denn die Strecke werde ich auf keinen Fall kennen.
Die Twix und die Kekse liessen sich insgesamt recht gut essen, besser sogar als die Snickers vom letzten mal. Die Krümel, die sich hin wieder dabei bildeten, stellen dann aber schon ein gewisses Risiko dar sich zu verschlucken.
Der Weg ändert sich wenn es dunkel ist, nicht nur weil man nicht sieht wo es so hingeht, sondern auch weil alles um einen herum sich durch eine andere Beleuchtung verändert. Ich bin an einem Fußballplatz vorbeigekommen, der im Hellen unbedeutend ist. Die Flutlichtanlagen bei Nacht machten es schwierig zu sehen geben den Bäumen aber eine besonders interessante Beleuchtung und erzeugen eine gespenstische Stimmung.
Am Kleinhesseloher See bin ich einer größeren Frauenlaufgruppe über den Weg gelaufen, zwei mal. An sich scheint mir die Idee gut zu sein, wer angst hat alleine im dunkeln laufen zu gehen kann sich in größeren Gruppen zusammenfinden, das erhöht auch den Druck überhaupt laufen zu gehen. Zwischendrin hatte ich mal wieder abgeschaltet und habe laut “Pop, pop, Populär” vor mich hingegröhlt. Ist schon toll wenn man denkt man sei alleine.
Im südlichen Teil des Englischen Gartens war der Publikumsverkehr schon größer, aber richtig voll war es noch nicht, dabei war es noch gegen 7uhr abends. Auch die Eisbachsurfer waren noch beschäftigt, ich konnte zumindest das Flutlicht sehen. Leider habe ich nie wirklich zeit mich hier hin zu stellen und zuzuschauen.
Die Temperaturen sind zur zeit ein bischen höherals noch vor ein paar Wochen, streckenweise geht also durch den Mund zu atmen. Schwierig ist dabei das aber nach einiger Zeit die Kehle abkühlt und das ich eigentlich Nasenatmung zu treinieren habe um nicht Esspausen machen zu müssen.
Durch die Stadt vorbei am Straßenverkehr laufen ist kein Vergnügen, aber um wieder raus zu kommen muss ich einmal durch. Kurz vorm Heizkraftwerk in Thalkirchen waren die Wege plötzlich voller Läufer, wo die sich bis zu diesem Zeitpunkt versteckt haben ist mir ein Rätsel, andererseits war es gerade erst kurz vor 8.
An der Brudermühlbrücke habe ich meine letzte Wende gemacht und bin an der Isar entlang zurück gelaufen. Hier stellte ich fest dass es mir deutlich besser ging als letztes Mal. Am Deutschen Museum vorbei gab es eine art von Lightshow. Ich will vielleicht am Wochenende mit meiner Freundin hier nochmal vorbei, vielleicht lohnt es sich. Hier trat dann aber auch der Zeitpunkt ein als ich nur noch nach hause wollte. Die Oberschenkel fingen langsam an zu ziehen. Mit steht also noch einiges an Training bevor.
Meine Google Run App sagt mir dass ich insgesamt 4 Minuten weniger Zeit als beim letzten mal gebraucht habe und mit 2:13h durchgekommen bin und dass ich dafür etwa 500 Schritte mehr gebraucht habe, das Trainingsziel habe ich also erfüllt.
Nachtrag:
Ich habe gerade die einzige Fotografie zu diesem Lauf von meinem Handy gezogen. Richtig gut ist das Bild nicht geworden aber ich hoffe es gibt die Lichtstimmung in der ich unterwegs war ganz gut wieder.
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