Ich hatte schon 35km in den Füßen als es hinter mir rief „Bist Du Deutscher?“.
Es hat mich ein paar Sekunden gekostet zu registrieren dass mich jemand in Deutsch angesprochen hat. Wenn man schon mehrere Stunden für sich selbst unterwegs war und eigentlich mit niemandem gesprochen hat ist es nicht ganz einfach sofort zu kapieren das man gerade angesprochen wurde.
„Ja ich bin Deutscher“ war meine simple Antwort.
„Lauf weiter, ich hole Dich nachher ein. Wir können dann reden.“
Arnaud hat mich wenig später eingeholt und dann haben wir uns unterhalten. Nach einigen Stunden in denen ich alleine unterwegs war hatte ich endlich jemanden um mich zu unterhalten und wir haben einige Themen gefunden. Angefangen haben wir mit dem Thema Laufen. Ich war sehr erstaunt mit jemandem zu reden, der erst seit etwas mehr als einem Jahr Läufer ist. Er hatte sich schon sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und so hatten wir beide sehr viele persönliche und gelesene Geschichten, die wir austauschen konnten.
Es war immernoch sehr heiß, so daß man sich immer gefreut hat wenn man im Schatten laufen konnte. Zwischendurch fing mein linker Oberschenkel an zu krampfen. Ich musste schnell 2 meiner Salztabletten zu mir nehmen, da ich ansonsten ausgefallen wäre. Innerhalb weniger Minuten war mein Oberschenkel wieder geschmeidig und ich konnte ohne Humpeln weiterlaufen.
Bei solchen Temperaturen ist es wichtig viel zu trinken, aber wenn man nicht weiß wann man wieder nachfüllen kann ist es ein mulmiges Gefühl. Kurz vor km 50 hat Arnaud jemanden getroffen den er kannte und ihn gefragt. Es sollte angeblich noch ca 1km bis zur Nachfüll- und Checkstelle sein. Der km ging vorbei und die Wasservorräte wurden kürzer. Um uns abzulenken haben wir uns über alles mögliche unterhalten. Arnaud war dann sehr schnell das Wasser ausgegangen, ich hatte zum Glück noch ein bischen Reserve.
Arnaud meinte dass einer der Läufer den er gesprochen hatte der sich die Verpflegungsstellen wasserdicht notiert hatte. Die Taktik muss ich auch adaptieren, was aber nur klappt wenn man weiß wie weit man schon gelaufen ist. Dafür werde ich mir was überlegen müssen.
Bei km 52 kamen wir um eine Kurve und kamen unverhofft auf einer Wiese an eine Sporthalle. Direkt nachdem wir über die RFID Matte gelaufen sind und bewiesen haben dass wir nicht schummeln konnten wir am Wasserhahn die Flaschen und Rucksäcke auffüllen. Hier habe ich auch Hermann wiedergetroffen, der seine Zweifel geäußert hat dass ich das richtige „Schuhwerk“ für so einen Lauf trage.
Nach ein paar Minuten Pause ging es erstmal weiter. Ab hier führte die Strecke erstmal durch Felder und an Straßen vorbei. Bei jeder Straße, die wir überqueren mussten standen zwei Freiwillige, die den Verkehr für uns aufhielten. Je später es wurde desto mehr ließ auch die Hitze nach. Wir mussten weiterhin daruf achten genug zu trinken, denn das Schwitzen ging natürlich weiter. Die Strecke war zwar nicht mehr an der Küste, aber sie war immernoch schön. Zwischendurch ging es über ein Stoppelfeld. Man konnte sehen dass schon viele vor uns das Stroh platt getrampelt haben. Von hier aus sind wir einen flachen Hügel hoch gelaufen, auf dessen Kuppe eine ältere Dame meine Schuhe bemerkte und von Arnaud darüber aufgeklärt wurde dass ich Minimalist bin. Sie lachte ein wenig.
Es hat nochmal ein paar km gedauert bis wir es dann bis zur nächsten Versorgungsstelle geschafft haben. Auf einem kleinen Sportplatz gab es einige Schaulustige und ein Versorgungszelt. Arnaud meinte wir sollten ein bischen laufen um den Kinden eine kleine Show zu liefern. Richtig schnell gelaufen sind wir nicht aber ein paar hundert Meter haben wir geschafft. Für mich gab es wieder Camembert, Brot und Schinken und dazu einige Schlucke Cola. Während Arnaud sich mit den Leuten die er kannte unterhielt habe ich mich für ein paar Minuten auf eine Zeltstange gesetzt. Wenn ich mal ganz ehrlich bin muss ich sagen dass ich mir nicht sicher war dass ich wieder aufstehen würde. Nach ein paar Minuten stand ich auf um mir am Gartenschlauch (kein Witz) den Rucksack aufzufüllen.
Langsam ging es wieder weiter. Im Ort gab es eine sehr leichte Steigung, die wir natürlich gegangen sind. Nach einem km waren wir dann wieder auf Wegen zwischen den Feldern unterwegs. Ein kurzes Stück ging es neben einer Straße entlang und nur etwa hundert Meter vor uns verschwanden die anderen Läufer unter der Straße. Es gab einen kleinen Tunnel unter der Straße, den man aber wirklich nur sehen konnte wenn man direkt davor stand. Ab hier habe ich mich mit Arnaud über die französische Kultur und insbesondere die Beziehung zum Wein unterhalten. Ist schon toll sowas mal aus dem Mund eines Einheimischen zu hören.
Zwischendurch standen wieder einige Kinder mit einem Eimer Wasser am Rand, den sie den Läufern anboten um sich zu erfrischen. Es lagen erstmal einige km Schotterweg vor uns, die wir aufgrund meiner Füße eher gegangen als gelaufen sind. Zu allem Überfluss find es auch noch an zu regnen, was sehr schnell dazu führte dass es anfing kalt zu werden. Nur wenige Minuten später kamen wir bei der nächsten Sporthalle und damit bei der nächsten und letzten Versorgungsstation an. Es war km 70.
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