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Raid Golfe du Morbihan – Die ersten 35km

Seit Tagen grübel ich nun schon darüber was ich eigentlich hier alles schreiben soll, denn ich denke dass die Meisten die dies hier lesen keine Lust auf seitenweise Text haben. Ich muss aber alleine schon aufgrund der langen Zeit, die ich unterwegs war, mehrere Posts hieraus machen.
Außnahmsweise war ich am Morgen vom Lauf nicht so nervös wie ich es von früher kenne. Um 9:20Uhr sollte der Bus in Richtung des Hafens von Crouesty abfahren. Knapp 2h vorm Start des Laufs kam ich hier an und hatte zeit die verbliebene Nervosität mit ein wenig dösen auf dem Asphalt zu vertreiben. Immer mal wieder wurde ich auf meine Schuhe angesprochen, auf meine Reaktion “Sorry I don’t speak any french” wurde mit Schulterzucken und einem Lächeln reagiert. Die Vorurteile stimmen schon, Franzosen haben kaum Interesse Fremdsprachen zu lernen.

An der Tribüne am Start waren zwei Soldaten mit ihren Dudelsäcken und haben Musik gemacht. Das war nicht wirklich etwas das ich erwartet hatte. 5 Minuten vor dem Startschuss versuchte ich meine Laufapp zu starten, die weigerte sich aber standhaft da sie keine Internetverbindung besaß. Mir blieb nichts anderes übrig als blind und ohne Unterstützung zu laufen. Die Versuche es doch noch zum laufen zu bringen zogen sich bis zum Start hin, also musste ich beim Start in meinem Rucksack rumfummeln. Wenige Meter nach dem danach wurde hinter mir gerufen und jemand rannte mit meinem Ausweis an mir vorbei, danach wurde ich extrem vorsichtig wie ich meinen Rucksack öffnete.

Gleich zu Anfang gab es eine Engstelle, an der die Leute nur noch einzeln weiter kamen, ein größerer Stau war das Ergebnis. Hiernach ging es auf den Wanderwege direkt am Ufer entlang. Es gab Treppen, die immer wieder runter zum Strand und danach wieder zurück auf die Wanderwege führten. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Läufen waren die Wege hier sehr eng, hintereinander laufen war standard. Ich habe für mich einen neuen Begriff gefunden “Taktisches Gehen”. Immer wenn eine Strandstrecke, eine Steigung, eine Treppe oder ein kurzer Weg zwischen zwei Treppen kam lief eigentlich niemand mehr. Es galt Energie einzusparen und zu gehen wo man unnötig energie verbrennen würde.
Auf den engen Wegen war nichts mit überholen, hier gibt der Langsamste die Geschwindigkeit vor. Viele der Wege waren ein Traum. Entweder lief ich zwischen lauter grünen oder blühenden Büschen vorbei oder der Weg war durch einen längeren Busch als ein art Tunnel geschnitten. As war sehr warm, irgendwas um 30°C und ich musste viel trinken. An einer Stelle rannte ich ein einem Kornfeld vorbei, das zu einem Drittel mit Blumen zwischen dem Korn bedeckt war.
Dadurch dass mein GPS tot war und ich eher zufällig auf mein Handy geschaut habe wusste ich nicht wie weit ich gekommen war und wie regelmäßig ich meiner Energiegels geschluckt habe. Ziemlich überraschend kam ich hinter einer Kurve an die erste Verpflegungsstelle.

Ultramarathon Verpflegungsstellen sind anders als die beim Marathon, hier wird nichts im Vorbeilaufen gemacht. Die Läufer bleiben stehen, essen was, unterhalten sich mit den Helfern und füllen ihre Flaschen auf. Als ich meinen Rucksack aufgefüllt habe habe ich damit einige Läufer genervt, denn es dauert recht lange 2 Liter aus einem großen Kanister in meinen Rucksack laufen zu lassen. Ich wollte nicht das Risiko eingehen dass mir bis zur nächsten Verpflegungsstelle das Wasser ausgeht, also musste der Camelbak voll sein.

Von hier aus ging es ungefähr 5km durch ein Wohngebiet. Mein Füße freuten sich dass es erstmal nicht über Stock und Stein ging. Richtig fies sind die Stellen an denen man die anderen Läufer sehen kann und weiß “Hier komme ich erst später wieder vorbei”. Diese kleine Vorstadt, durch die mich der Weg führte, war echt süße. Überall gab es jubelnde Franzosen die uns anfeuerten.

Wenige km vor dem nächsten Verpflegungspunkt lernte ich Hermann kennen, einen sehr netten Franzose, der deutsch spracht. Der französische Akzent macht mir dabei allerdings ein wenig zu schaffen. Nach ein paar Minuten hatte ich mich aber dran gewöhnt. Erfragt mich sehr viel über das Laufen in meinen Schuhen aus und erzählt mir im Gegenzug etwas über sich. Insgesamt wirkt er aber skeptisch dass ich es mit den Schuhen ins Ziel schaffen würde. An der Verpflegungsstelle läuft ein Teenager ein paar Meter mit uns, Hermanns Cousine. In der Sporthalle, in der die Verpflegungsstelle untergebracht war, verloren wir uns aus den Augen. Ich hatte ungefähr km 30 erreicht. Zum Essen gab es Nudeln und ein bischen Camembert. Das Fett im Käse sorgt dafür dass der Magen glaubt er sei voller als er ist, so kann man die Zuckergels länger ertragen.

Auf der anderen Seite der Sporthalle stolperte ich wieder ins Freie. Die Pause hatte meinen Muskeln gut getan aber meine Beine waren dadurch nicht mehr so geschmeidig. Zwei Helfer hielten für mich den Verkehr auf und wenige Meter nach der Straße stolperte ich wieder ins Naturschutzgebiet. Immer wenn der Weg hinter einem Parkplatz wieder losging musste ich ein wenig an den Fahrradbarrieren vorbeibalancieren. Die meisten Wege in diesem Naturschutzgebiet waren Holzstege. Eine kleine Französin kam an mir vorbei und fragt mich wie es meinen Füßen ging. Ich hatte mich schon kurz nach dem Start mit ihr unterhalten.

Per SMS teilte mir Juli mit dass sie in der Nähe unseres Hotels in einem Ort Namens Lasné auf mich wartete. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch kein Ortsschild gesehen und bei welchem km ich genau war konnte ich aufgrund der nicht funktionierenden Laufapp auch nicht sagen. Einige km später sah ich aber das erste Ortsschild das mir sagte ich sei kurz vor Lasné. Es hieß also Augen aufmachen.

An einer großen Straße warteten zwei Jungs mit einem Eimer Wasser und boten jedem Läufer an sich ein wenig zu erfrischen. Es war wohl offensichtlich dass ich kein Franzose bin denn ich wurde gefragt ob ich Englisch spreche und bekam anschliessend ein “Wish you a good run mate” hinterhergerufen.

Bald war ich wieder direkt am Wasser und rannte an irgendwelchen befestigten Deichen entlang die den Strand von einer Sumpflandschaft zu trennen schienen. Hier wartete Juli auf mich. Ein wenig geschafft freue ich mich über den Besuch meiner Freundin und ging ein Stück mit ihr spazieren.

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