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Dresden

Sylvia und Andreas, Freunde von uns, haben sich dazu entschlossen im großen Palais in Dresden zu heiraten. Soweit ich das weiß hat keiner von beiden Wurzeln hier. Die Entscheidung muss also eine ästhetische gewesen sein. Ich beklage mich nicht, die Stadt erweist sich als sehr schön.
Da wir am gesamten Wochenende nicht in einer der berüchtigten Pegida Demos wandern ist die Stadt auch schön friedlich.

Das Dormero Hotel, in dem wir unterkommen, ist leider nicht der Hit. Das Zimmer ist stickig, was an der ausgefallenen Klimaanlagen liegt. Ein Fakt den wir erst von anderen Gästen des Hotels erfahren, nicht vom Hotel.
Immerhin liegt es nicht weit entfernt vom Großen Garten in Dresden. Die sommerliche Hitze, die uns ins München ins Schwitzen gebracht hat hat in Dresden dafür gesorgt dass die Wiesen großteils verdorrt sind, was die Dresdner nicht davon abhält zu entspannen. Es wird gespielt, Familien treffen sich zu Playdates, Pärchen zu romantischen Dates und andere wie wir spazieren herum.

Durch einen wundervoll angelegten Park wandern wir in Richtung Altstadt. Viele schöne Gebäude im Jugendstil begrüßen uns.
An der berühmten Frauenkirche findet gerade ein Freiluftkonzert statt. Auf einer großen Leinwand können wir einige Momente genießen. Die Stühle in Restaurants rund um den Platz sind restlos besetzt. Auch alle anderen natürlichen, kostenlosen Sitzflächen sind belegt. Um nicht lange herumzustehen gehen wir nach kurzem also weiter. Immerhin bündelt die Musik offenbar die Besucherströme, so dass wir entspannt in den Abend hinein spazieren können. Auch nach Sonnenuntergang glitzert die Stadt aufgeregt um uns herum. Bei so viel Schönheit ist es mir fast peinlich meinen Besuch so lange hinausgezögert zu haben.

Für uns beide beginnt der nächste Morgen ganz entspannt. Zusammen mit Andre, Dani und der kleinen Sophie frühstücken wir das was bei unserem etwas späten Aufstehen noch vorhanden ist.
Die Zeit vor der Trauung wird für ausgiebiges Photoshooting vor dieser traumhaften Kulisse genutzt.
Seien wir einmal ganz ehrlich, meist kennt einen die Standesbeamtin nicht und erarbeitet eine Rede aus den Information, die ihr vorher gegeben wurden. Die Dame, die dieser Trauung vollzieht, zeigt ein besonderes Feingefühl und gibt eine wundervolle Rede mit vielen Einsichten, die ich nicht erwartet hätte.
Damit die zwei noch in Ruhe alle notwendigen Dokumente unterschreiben können gehen wir Gäste bereits raus. Wir warten alle mit Seifenblasen-Material um die Zwei zu begrüßen. Bis die letzte Blase geplatzt ist vergehen schon ein paar Minuten und doch bleiben die frisch vermählten geduldig und mit einem Lächeln bewaffnet im Eingang stehen.
„Wir haben noch eine Überraschung für euch, ihr müsst alle mitkommen,“ teilt uns Sylvia verschmitzt mit.
Völlig ratlos stapfe ich mit Maria an meiner Seite in der Gruppe dem Brautpaar hinterher. Was die zwei wohl geplant haben?
Nach einigen Minuten kommen wir an einem kleinen Bahnhof im Park an. Alles wirkt wie in der Wäsche eingelaufen, sogar der Zug selber. Sylvia zückt ein dickes Buch mit Tickets und reicht jedem eines. Die Lok fährt uns einmal um den ganzen Park. An einem weiteren Miniaturbahnhof werden wir von zwei Kindern kontrolliert. Sehr ernsthaft werden erst die Tickets kontrolliert und dann gelocht. In der Zwischenzeit googel ich was hier passiert. Offenbar handelt es sich um eine Art Ferienabenteuer für Kinder. Die Bahn wird ausschließlich von Kindern gefühlt und kontrolliert.

Unsere zwei Gastgeber haben sich mehr für uns einfallen lassen. Am Carolaschlösschen angekommen eröffnen sie ihre zweite Überraschung:
„Zum Feiern bleiben wir heute hier. Für die Kinder haben wir die Hüpfburg gemietet, die jeder gerne nutzen kann. Wir wünschen euch allen heute viel Spaß.“
Der Tag erweist sich als großartig. Etwas überrascht stellen wir abends fest dass auf einer Bühne wenige hundert Meter entfernt Andreas Bourani ein Konzert gibt.
„Auf uns“ beendet sein Konzert und auch wenn damit die Hochzeitsfeier noch nicht zu Ende ist gibt es wunderbar die Stimmung das Tages wieder. Auf dem Balkon des Schlösschens kuschelnd unterhalten wir uns mit einem Pärchen das schon einiges auf der Welt bereist hat und einige interessante Erzählungen mit uns teilt.

Am nächsten Morgen, auf der Rückfahrt gen München, fragt mich Maria entgeistert: „was ist das denn für deine miese Autobahn.“
„Das ist normal,“ antworte ich „sowas findet man im Osten häufiger.“
Hoffend dass das Rattern der Autobahnplatten bald endet lassen wir Dresden hinter uns. Das „dadumm, dadumm, dadumm…“ begleitet uns noch ein bisschen.